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Wir stehen auf ihren Schultern

Wir stehen auf ihren Schultern

Im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) liegt der Anteil von Frauen am gesamten FuE-Personal (wissenschaftliches, technisches und sonstiges Personal) bei ca. 27 %. Bei den Forschenden liegt der Frauenanteil lediglich bei ca. 23 %.
Deutliche Unterschiede bestehen zwischen den Sektoren. So lag 2017 der Frauenanteil am gesamten FuE-Personal in den Hochschulen bei fast 43 %,
im Staatssektor bei ca. 41 % und im Wirtschaftssektor nur bei ca. 19 % (Bundesbericht Forschung und Innovation, 2020 | PDF).


Die Sichtbarkeit der Leistungen von Frauen hat zwar in den letzten Jahren zugenommen, ist aber leider immer noch nicht zufriedenstellend. Unser Anliegen dieser Aktion ist es, die Leistungen unserer Mitstreiterinnen, Vorreiterinnen, Vorkämpferinnen usw. anzuerkennen – wissend, dass wir auf ihren SCHULTERN STEHEN und niemand von uns das Patentrezept für „den richtigen“ Feminismus erfunden hat. Denn nur GEMEINSAM können wir für eine bessere Welt und ein besseres Dasein für Frauen und Mädchen kämpfen und streiten.

Wir als Verein Fraueninitiative Courage wollen dazu beitragen, dass sich daran was ändert und stellen dir auf dieser Seite einige der Frauen vor, auf deren SCHULTERN WIR STEHEN.

(Diese Seite wird nach und nach mit weiteren Kurzbiografien angereichert.)

Gern möchten wir auch von dir erfahren,
auf wessen Schultern du stehst?

Hope Bridges Adams-Lehmann | Jane Addam (Jane Laura Adams) | Chantal Akerman | Masih Alinejad | Maya Angelou | Alice Austen | May Ayim | Liddy Bacroff | Laura Bassi | Gioconda Belli | Minna Bollmann | Louise Bourgeois | Laura Brigdman | Francis Power Cobbe | Olga Costa | Sediqeh Dowlatabadi | Shirin Ebadi | Bernadine Evaristo | Rosa Genoni | Frances Glessner Lee | Zaha Hadid | Norah Hantzsch alias Sookee | Concordia Hartmann | Katharina Heise | Lieselotte Herforth | Ika Hügel-Marshall | Siri Hustvedt | Ellen Johnson Sirleaf | Tawakkul Karman | Martine Kempf | Hilma af Klint | Eliška Krásnohorská | Hedwig Krüger | Erna Lauenburger | Edmonia Lewis | Gertrud Luckner | Theresa Malkiel | Nanny of the Maroons | Emilie Mayer | Maryam Mirzakhani | Dr. Martha Mosse | Helena Munktell | Pauli Murray | Elisabet Ney | Anja Niedringhaus | Helene Nonné-Schmidt | Katharina von Oheimb | Annette Otterstedt | Bertha Pappenheim | Luise F. Pusch | Maria Reiche | Hilde Radusch | Vera Regitz-Zagrosek | Emily Rosa | Mary Golda Ross | Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray | Nikki de Saint Phalle | Rokeya Sakhawat Hossain | Cicely Saunders | Gertrud Schloß | Eva Schulze-Knabe | Betye Irene Saar | Elke Schilling | Franziska Schutzbach | Amrita Sher-Gil | Huda Shaarawi | Ethel Smyth | Christina Thürmer-Rohr | Lydia Wahlström | Berta Waterstradt | Liselotte Welskopf-Henrich

Hope Bridges Adams-Lehmann

Hope Bridges Adams-Lehmann, gezeichnet von Mirjam Oelze
Hope Bridges Adams-Lehmann, gezeichnet von Mirjam Oelze

🎂 geboren: 17. Dezember 1855 in Halliford, Großbritannien
🪦 gestorben: 10. Oktober 1916 in München

Mit 17 Jahren kam Hope Bridges Adams-Lehmann nach Deutschland und trotz aller Widerstände schloss sie im Jahr 1880 als erste Frau in Deutschland ihr Medizinstudium ab, gegen den Willen ihrer Professoren, Kommilitonen und anderer. Entschlossen und mutig setzte sie ihren Weg fort und begann ihre medizinische Karriere in der Praxis ihres ersten Mannes, Otto Walther. Nicht zufrieden mit konventionellen Rollenbildern, wagte sie später, gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Dr. Carl Lehmann, den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete eine eigene Praxis in München. Ihr Engagement beschränkte sich nicht nur auf die medizinische Praxis, sondern erstreckte sich auch auf politische und gesellschaftliche Felder. Als überzeugte Sozialdemokratin pflegte sie Kontakte zu Frauenbewegungen. In ihrer Rolle als Ärztin und Aktivistin schrieb sie zudem medizinische Bücher, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten waren. Ihr Lebensweg und ihre Errungenschaften stehen als Zeugnis für ihren Pioniergeist und ihre Hartnäckigkeit, die die Grenzen traditioneller Geschlechterrollen in der Medizin und der Gesellschaft insgesamt herausforderten.

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Jane Addam (Jane Laura Adams)

Jane Addams, gezeichnet von Franziska Scholz
Jane Addams, gezeichnet von Franziska Scholz

🎂 geboren: 6. September 1860 in Cedarville, Illinois
🪦 gestorben: 21. Mai 1935 in Chicago, Illinois

Jane Addams‘ Aufgabenfeld umfasste sehr viele Bereiche. Ihr Lebenswerk besteht unter anderem aus dem Hull House, in dem soziale Schichten aufgebrochen werden und benachteiligten Menschen Hilfe zur Selbsthilfe angeboten wurde. Außerdem war sie Mitbegründerin bzw Mitglied in einigen wichtigen frauenrechtlichen Organisationen: 1911 Mitbegründerin der National Foundation of Settlements and Neighborhood Centers, Mitbegründerin der American Civil Liberties Union und National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), Mitglied bei der American Anti-Imperialist League und der American Sociology Association.
Zeit ihres Lebens litt sie an chronischen Rückenschmerzen aufgrund einer problematischen Operation und sie starb an den Folgen einer Krebsoperation.
Sie lebte, obwohl es zu ihrer Zeit nicht erlaubt war, in einer von ihr stets betonten Ehe mit Mary Rozet Smith.

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Chantal Akerman

Chantal Akerman, gezeichnet von Mirjam Oelze
Chantal Akerman, gezeichnet von Mirjam Oelze

🎂 geboren: 6. Juni 1950 in Brüssel
🪦 gestorben: 5. Oktober 2015 in Paris

Als Tochter jüdischer Holocaustüberlebender wurde Chantal Akerman nicht nur von ihrer familiären Geschichte geprägt, sondern auch zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit in der Filmindustrie. Sowohl als Regisseurin als auch als Drehbuchautorin fand sie ihren Platz und wagte es, in ihren eigenen Filmen auch vor der Kamera zu stehen. Ihre Werke zeichneten sich durch die künstlerische Auseinandersetzung mit bedeutenden gesellschaftlichen Themen aus, insbesondere Feminismus und Homosexualität.
Internationalen Erfolg erreichte sie mit ihrem Film „Jeanne Dielman“. Ihr Schaffen war jedoch nicht unumstritten, da sie stets einen eigenen, als „nicht massentauglich“ bezeichneten Stil pflegte. Diese Eigenständigkeit trug jedoch dazu bei, ihre Werke unverwechselbar zu machen und einen einzigartigen Beitrag zur Filmkunst zu leisten.

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Masih Alinejad

Masih Alinejad, gezeichnet von Mirjam Oelze
Masih Alinejad, gezeichnet von Mirjam Oelze

🎂 geboren: 11. September 1976 in Qomi Kola, Iran

In einem kleinen Dorf im Iran aufgewachsen, entwickelte Masih Alinejad schon früh ein lebhaftes Interesse an Politik. Ihre Berufung fand sie schließlich als Journalistin, wobei sie sich durch systemkritische Werke einen Namen machte. Unerschrocken deckte sie Korruptionsskandale auf und setzte sich vehement für die Freiheit im Iran ein.
Besonders engagierte sie sich für die Rechte der Frauen in ihrem Heimatland. Mit klaren Überzeugungen trat sie gegen das verpflichtende Tragen von Kopftüchern auf und kämpfte für die Freiheit, die Frauen im Iran verdienen. In diesem Kontext initiierte sie bedeutende Kampagnen wie „My Stealthy Freedom“ und „White Wednesday“. Ihre leidenschaftliche Arbeit als Journalistin und Aktivistin hat nicht nur dazu beigetragen, die Stimme der Unterdrückten zu erheben, sondern auch ein Bewusstsein für die Unterdrückung und Einschränkungen im Iran zu schaffen. Durch ihren Einsatz für Freiheit und Gleichberechtigung hat sie sich als eine wichtige Figur in der Bewegung für Frauenrechte und gesellschaftliche Veränderung im Iran etabliert.

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Maya Angelou (geb./née Marguerite Ann Johnson)

Maya Angelou, Linolschnitt von Heidekathrin Wittler
Maya Angelou, Linolschnitt von Heidekatrin Wittler

🎂 geboren: 4. April 1928 in St. Louis, Missouri
🪦 gestorben: 28. Mai 2014 in Winston-Salem, North Carolina

Maya Angelou war stark autobiographisch tätig und schrieb von ihrem Leben als schwarze Frau in einer rassistischen und misogynen Gesellschaft.
Sie hatte eine teils sehr traumatische Kindheit und gebar ihren Sohn mit 16. Da sie unbedingt mit ihm auf eigenen Beinen stehen wollte, nahm sie viele Jobs an. Sie wurde die erste afro-amerikanische Straßenbahnschaffnerin San Franciscos, sie kellnerte, arbeitete als Tänzerin, zeitweilig sogar Zuhälterin und Prostituierte. Nachdem sie als Tänzerin und Sängerin in Europa tourte, war sie zurück in den USA und zwischenzeitlich in Afrika zunehmend schriftstellerisch und aktivistisch tätig.

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Alice Austen (Elizabeth Alice Munn)

Alice Austen, gezeichnet von Kirsten Mengewein
Alice Austen, gezeichnet von Kirsten Mengewein

🎂 geboren: 17. März 1866
🪦 gestorben: 1952

Alice Austen war eine der ersten Fotografinnen der Welt.
Sie bekam schon früh eine Kamera von ihrem Onkel, die sie schnell meisterte, und über den Zeitraum ihres Lebens fertigte sie über 8.000 Fotografien an, von denen heute noch über 3.500 erhalten sind.
Sie befand sich in einer privilegierten Position – sie wuchs in Nachbarschaft mit den Roosevelts auf – , was ihr ermöglichte, sich den damaligen weiblichen Geschlechterrollen zu entziehen und ihrer Leidenschaft volle Aufmerksamkeit zu geben.
Sie arbeitete außerhalb eines Studios und war stark an dokumentarischer Fotografie interessiert, damals noch ein eher ungewöhnliches Feld.
Bis vor kurzen wurde bei der Interpretation ihres Werkes die intimen Beziehungen zwischen viktorianischen Frauen übersehen. Ihr nicht-traditioneller Lebensstil und der ihrer Freundinnen ist, obwohl für die private Betrachtung bestimmt, oft Thema auf den, von der Kritik am meist gefeierten, Fotografien.
Austen lebte 56 Jahre in einer hingebungsvollen Liebesbeziehung mit Gertrude Tate, 30 Jahre davon in dem Haus, welches heute das Alice Austen House Museum beherbergt.

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May Ayim (aufgewachsen unter dem Namen Sylvia Brigitte Gertrud Opitz)

May Ayim, gezeichnet von Anja Schneidewind
May Ayim, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 3. Mai 1960 in Hamburg als Sylvia Andler
🪦 gestorben: 9. August in Berlin

Maya Ayim war Tochter von Ursula Andler und dem ghanaischen Medizinstudenten Emmanuel Ayim. Da ihr Vater sie nicht mit zurück nach Ghana nehmen durfte, wuchs sie zunächst 1,5 Jahre in einem Kinderheim auf, bevor sie von der Familie Opitz adoptiert wurde. Diese wollte sie mit Strenge zu einem Musterkind entgegen aller Vorurteile gegen Schwarze erziehen und lehnte ihr späteres Engagement in der „Black Community“ ab.
Sie schloss ein Studium der Pädagogik und Psychologie mit Diplom ab. Ihre Diplomarbeit über Afro-Deutsche wurde von ihrem Professor zunächst mit der Begründung abgelehnt, „Rassismus {gäbe} es im heutigen Deutschland nicht“, bis sie eine Prüferin in Berlin fand.
Seit sie in Berlin wohnte, fühlte sie sich weniger isoliert – zu ihrem Vater in Kenia konnte sie keine Beziehung mehr aufbauen, und in Ghana galt sie als „die Weiße“.
In „Farbe bekennen“ schrieb sie von dem ständigen Druck, mit ihrer Hautfarbe beweisen zu müssen, dass sie ein vollwertiger Mensch ist.
Sie erlitt aufgrund des emotionalen und ihres arbeitsbezogenen Drucks eine psychotische Krise, hielt sich zwei Mal in einer psychatrischen Klinik auf und wurde dort mit dem Verdacht auf multiple Sklerose konfrontiert. Am 9.8.1996 nahm sie sich selbst das Leben.

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Liddy Bacroff

🎂 geboren: 19. August 1908 in Ludwigshafen
🪦 gestorben: 6. Januar 1943 im KZ Gusen I, Mauthausen

Schon als Kind wurde der vermeintliche Junge aufgrund seiner als „mädchenhaft“ eingestuften Art als schwer erziehbar betrachtet. Liddy identifizierte sich nie mit ihrer männlichen Geschlechtsrolle, was ihren Weg durch das Leben mit Herausforderungen prägte. Mehrfach inhaftiert aufgrund von „widernatürlicher Unzucht“ und ähnlichem, fand sie im Gefängnis einen Ort, um ihre Gedanken und Gefühle in Texten über ihr eigenes Leben zu verarbeiten.

1929 wagte sie einen neuen Lebensabschnitt und zog erst nach Berlin und anschließend nach Hamburg. Dort fand sie sich in der Welt der Prostitution und Travestie-Shows wieder, und nahm den Namen Liddy Bacroff an. Im Jahr 1942 wurde sie in ein Konzentrationslager deportiert, wo sie letztendlich ermordet wurde. Ihr Leben, gezeichnet von Widerstand gegen gesellschaftliche Normen und persönlichen Herausforderungen, steht als Mahnmal für die Dringlichkeit, sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung einzusetzen.

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Laura Bassi

Laura Bassi, gezeichnet von Kirsten Mengewein
Laura Bassi, gezeichnet von Kirsten Mengewein

🎂 geboren: 29. Oktober 1711 in Bologna
🪦 gestorben: 20. Februar 1778 in Bologna

Laura Bassi war das einzige lebende Kind ihrer Eltern. Sie lernte früh das Lesen und Schreiben, und interessierte sich für jedes ihr in den Schoß fallende Buch. Zusätzlich wird sie in Latein und Französisch unterrichtet.
Ihre Begabung zunächst geheim gehalten, war Laura Bassi später die erste Frau, die in die Akademie von Bologna aufgenommen wurde.
Mit zwölf schrieb sie fehlerfreie Texte in Französisch und Latein, woraufhin der Hausarzt sie in Metaphysik, Naturphilosophie, Logik und der Kunst der Disputation unterrichtet.
Ihrer ersten Disputation verdankt sie ihre Ehrenmitgleidschaft in der Bologneser Akademie. Sie erhält wenig später auch eine Promotion und eine Professur. Dabei galt jedoch zunächst ein „Vorlesungsverbot“, das sie allerdings bis zu dessen Aufhebung längst mit privaten und gut besuchten Referaten umgangen hat.
Ihr Wissen ist außerordentlich breit gefächert und sie profilierte sich als eine der angesehensten Experimentalphysiker:innen Italiens.
Mit 64 Jahren erlangte sie endlich eine Physikprofessur, jedoch starb sie zwei Jahre später an Herzversagen.

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Gioconda Belli

Gioconda Belli, gezeichnet von Mirjam Oelze
Gioconda Belli, gezeichnet von Mirjam Oelze

🎂 geboren: 9. Dezember 1948 in Managua, Nicaragua

Gioconda Belli, in einem katholischen Umfeld in Nicaragua aufgewachsen, brach bereits mit 20 Jahren mit den traditionellen Rollenbildern ihrer Zeit. Entschlossen, die Fesseln gesellschaftlicher Erwartungen abzuschütteln, begann sie zu arbeiten und setzte sich vehement für ihre eigenen Überzeugungen ein.

Ihre kritische Stimme gegenüber dem politischen Regime wurde schnell laut, und sie engagierte sich aktiv in politischen Diskussionen. Dabei setzte sie sich nicht nur gegen die Unterdrückung durch das System ein, sondern auch gegen die Auswirkungen von Armut und Ungleichheit. Ein zentrales Anliegen Bellis wurde dabei der Kampf für die Rechte der Frauen. Ihr Schreiben wurde zu einem kraftvollen Mittel, um ihre Gedanken und Ideale zu vermitteln. In Büchern über ihr eigenes Leben und Schaffen thematisierte sie nicht nur ihre persönlichen Erfahrungen, sondern auch die Bedeutung weiblicher Emanzipation und den Wunsch nach Befreiung von Rollenklischees. Belli wurde zu einer Vorreiterin, die den Weg für diejenigen ebnete, die sich gegen traditionelle Normen auflehnen und für eine gerechtere und gleichberechtigtere Gesellschaft eintreten wollen.

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Minna Bollmann (Minna Zacharias)

Minna Bollmann, gezeichnet von Anja Schneidewind
Minna Bollmann, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 31. Januar 1876 in Halberstadt
🪦 gestorben: 9. Dezember 1935 ebenda

Minna Bollmann machte als Tochter eines Schneidermeisters, einer der Gründer der SPD in Halberstadt, selbst eine Schneiderinnenlehre und arbeitete bis zu ihrer Eheschließung mit dem Gastwirt Max Bollmann auch als Schneiderin in Berlin. Danach betrieb sie gemeinsam mit ihm das Lokal seiner Mutter, unter deren Aufsicht bereits die SPD Versammlungen dort abhielt. Dies setzte sich bei Minna fort.
Seit etwa 1900 engagierte sie sich in der Frauenarbeit der Partei und erlangte auch überregionale Bekanntheit. Während des I. Weltkrieges betreute sie das soziale Hilfswerk für Kriegerfrauen, Witwen und Waisen und war Bezirkspflegerin der Kriegsfürsorge.
Sie nahm weiterhin wichtige Positionen in der Partei ein und war ebenfalls Mitglied der Weimarer Nationalversammlung nach der Einführung des aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen und war damit eine der ersten Frauen im deutschen Nationalparlament. Sie wurde 1921 als Spitzenkandidatin der preßischen Landtagswahl für den Bezirk Magdeburg gewählt.
Ihr Lokal wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erneut illegaler Treffpunkt und infolgedessen auch überwacht.
Minna Bollmann litt wegen der Vorkommnisse unter Depressionen und fürchtete um ihr Leben, weswegen sie letztendlich Selbstmord beging.

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Louise Bourgeois

Louise Bourgeois, gezeichnet von Anja Schneidewind
Louise Bourgeois, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 25. Dezember 1911 in Paris
🪦 gestorben: 31. Mai 2010 in New York City

Das nach außen hin freundliche und gut situierte Elternhaus ermöglichte Louise eine solide Schulbildung und die Möglichkeit, in der Werkstatt ihrer Eltern auszuhelfen und dabei das Handwerk der Restauration von Wandteppichen zu erlernen.
Ihr Vater war charmant, aber unzuverlässig und unterhielt mehrere Affären, worunter die gesamte Familie litt. Nach einem durch ihren Vater vereitelten Selbstmordversuch kurz nach dem Tod der Mutter, schrieb sich Louise an mehreren pariser Kunstschulen ein, wo ihr bildhauerisches Talent entdeckt wurde. Sie begann mit Holzstelen und ging später zu Gips und Latex über, aus denen sie organische Formen bildete, entgegengesetzt zum abstrakten und popartigen Zeitgeist.
Sie reiste regelmäßig nach Italien und arbeitete dort in Marmorbrüchen und Gießereien.
Nachdem ihr Mann gestorben war, setzte sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinander und veerarbeitete so ihre Trauer. Dadurch entstanden einige recht verstörende Rauminstallationen, mit denen sie „verschiedene Arten von Schmerz“ darzustellen gedachte.
Erst mit über 70 wurde sie durch eine vom MoMa ausgerichtete Ausstellung einem breiteren Publikum bekannt, das ihre Aussagekraft schätzte. Trotz Beteiligungen an der Documenta und der Biennale in Venedig arbeitete sie bis zuletzt in ihrem New Yorker Studio.

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Laura Brigdman

Laura Bridgman, gezeichnet von Franziska Scholz
Laura Bridgman, gezeichnet von Franziska Scholz

🎂 geboren: 21. Dezember 1829 in Hanover, New Hampshire
🪦 gestorben: 24. Mai 1889 in Boston, Massachusetts

Laura Brigdman gilt als die erste bekannte Person, die aus der durch ihre Taubblindheit verursachte Isolation befreit werden konnte. SIe kam gesund zur Welt.
Aufgrund einer Scharlacherkrankung im Alter von zwei Jahren verlor sie Augenlicht und Gehör, sowie Geruchs- und damit auch Geschmackssinn. Zwar entwickelte sie Zeichen, um sich verständlich machen zu können, allerdings gelang das häufig nicht wie gewünscht, was bei ihr in Wutausbrüchen mündete. Mit sieben Jahren kam sie sie in das Perkins-Blindeninstitut. Dort lernte sie durch das Tasten von Gegenständen und dazugehörigen Schildern mit geprägten Buchstaben die Sprache – die damals neue Braille-Schrift wurde von ihrem Lehrer abgelehnt. Ironischerweise erkannte sie ausgerechnet mit einem Schlüssel (und dem Begriff „key“), dass die Prägung den Namen des Gegenstandes darstellte. Sie erlernte das Fingeralphabet für Gehörlose und eine Art Druckschrift, die mit Bleistift geschrieben wird. Bei einem Besuch war Charles Dickens so von ihr inspiriert, dass er ihr ein Kapitel in „American Notes“ widmete.
Sie verbrachte ihr Leben in der Blindenschule, wo sie las Handarbeitslehrerin tätig war.
Später überflügelte Helen Keller, eine Frau mit ähnlichen Konditionen, sie in ihren Leistungen, jedoch bleibt zweifelsfrei, dass Laura Bridgman die Wegbereiterin für deren Handeln war.

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Francis Power Cobbe

🎂 geboren: 4. Dezember 1822, Newbridge House, Irland
🪦 gestorben: 5. April 1904, Wales

Nach den sehr traditionellen ersten 30 Jahren ihres Lebens und dem Tod des wohlhabenden Vaters konnte Francis Power Cobbe sich endlich selbst verwirklichen. Die intelligente junge Frau reiste viel und lernte auf einer dieser Reisen auch ihre Lebensgefährtin Mary Llyod kennen.

Cobbe verdiente hauptsächlich als Journalistin und Schriftstellerin ihren Lebensunterhalt und war zudem aktiv in der Frauenrechtsbewegung. Sie setzte sich beispielsweise gegen die damals traditionelle Rolle der Frau, die auch sie einnehmen sollte, und für das Frauenwahlrecht ein.

Zusätzlich war sie auch eine der Vorreiterinnen im Kampf gegen Tierversuche und versuchte Gesetze gegen diese zu erwirken.

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Olga Costa

🎂 geboren: 28. August 1913 in Leipzig
🪦 gestorben: 28. Juni 1993 in Guanajuato, Mexiko

Olga Costa stammt aus einer jüdischen Familie ukrainischer Herkunft. Die Flucht ihrer Eltern führte sie nach Deutschland, wo sie ihre frühe Kindheit verbrachte, bevor sie im Alter von 12 Jahren nach Mexiko auswanderte. Dort begann sie ihr Kunststudium, entschied sich jedoch später dazu, es abzubrechen, um sich voll und ganz ihrer künstlerischen Arbeit zu widmen. Als Malerin der Moderne zeichnet sich ihre Kunst durch eine einzigartige Auseinandersetzung mit der kulturellen mexikanischen Identität, auch bekannt als „Mexicanidad“, aus. In ihren Werken reflektiert sie nicht nur die reichhaltige Vielfalt und Traditionen Mexikos, sondern setzt sich auch kritisch mit geschlechtsspezifischen Rollen- und Körperbildern auseinander. Costas‘ Kunst ist nicht nur eine kreative Ausdrucksform, sondern auch eine feministische Erkundung von Themen, die die Gesellschaft und die individuelle Identität betreffen.

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Sediqeh Dowlatabadi

🎂 geboren: 1882, Isfahan, Iran
🪦 gestorben: 30. Juli 1961, Teheran, Iran

Sediqeh Dowlatabadi war eine bedeutende iranische Journalistin und eine leidenschaftliche Frauenrechtsaktivistin. Sie zählte zu den wenigen Frauen ihrer Zeit, die das Privileg genossen, eine Schule und sogar eine Universität zu besuchen. Dowlatabadi war zutiefst davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zur Selbstbestimmung von Frauen ist. In ihrem Bestreben, Mädchen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, gründete sie die Grundschule für Mädchen namens Umm Al-Madaris (Mutter der Schulen). Trotz ihres Engagements und des offensichtlichen Bedarfs wurde die Schule nach Protesten wieder geschlossen. Doch das hinderte Dowlatabadi nicht daran, für die Rechte der Frauen einzutreten. Als Reaktion auf die Hindernisse, mit denen Frauen konfrontiert waren, gründete sie 1919 eine Zeitung namens Zaban-e Zanan, die speziell auf die Unterdrückung von Frauen aufmerksam machte und Frauenrechte thematisierte. Doch ihr Aktivismus endete nicht dort. Politisch aktiv setzte sich Dowlatabadi vehement für die Rechte von Frauen ein, wobei sie insbesondere gegen die Kopftuchpflicht kämpfte, die für viele Frauen eine symbolische Einschränkung ihrer Freiheit darstellte.

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Shirin Ebadi

🎂 geboren: 21. Juni 1947, Hamadan, Iran

Shirin Ebadi ist eine herausragende iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin, die für ihre unermüdlichen Bemühungen um Gerechtigkeit und die Verteidigung der Rechte von Frauen und Kindern bekannt ist. Nach ihrem Studium war sie zehn Jahre lang Richterin am Teheraner Gericht. Aufgrund der iranischen Revolution 1979 wurden sie und ihre weiblichen Kolleginnen jedoch entlassen, was eine drastische Wende in ihrem beruflichen Leben darstellte.

Erst im Jahr 1992 konnte sie wieder als Anwältin tätig werden, wo sie sich fortan juristisch und politisch für die Rechte, insbesondere von Frauen und Kindern, einsetzte. Dies tat sie unteranderem, indem sie 1994 einen Kinderschutzbund gründete, um die schutzbedürftigen Kinder im Iran zu unterstützen und zu verteidigen. Die außergewöhnlichen Verdienste von Shirin Ebadi wurden 2003 mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt, womit sie zur ersten muslimischen Frau wurde, die diese Auszeichnung erhielt. Diese Anerkennung unterstreicht ihr beeindruckendes Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte in einer Zeit, die von Konflikten und Ungerechtigkeit geprägt ist. Sie bleibt eine inspirierende Figur, die unermüdlich für die Rechte der Schwachen und Unterdrückten kämpft.

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Bernadine Evaristo

🎂 geboren: 28. Mai 1959, Woolwich, London

Bernadine Evaristo ist eine hoch angesehene britische Autorin, die für ihre herausragenden literarischen Werke zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Ihr Einfluss in der Literaturszene ist bemerkenswert, was sich nicht zuletzt durch ihre Mitgliedschaft in verschiedenen britischen Literaturorden und -gesellschaften zeigt. Unter anderem bekleidet sie die ehrenvolle Position als Präsidentin der Royal Society of Literature, was ihre herausragende Stellung innerhalb der Literaturwelt unterstreicht. Neben ihrem literarischen Schaffen ist Bernadine Evaristo auch als Professorin für kreatives Schreiben tätig, wo sie ihr profundes Wissen und ihre Erfahrung an angehende Schriftsteller weitergibt. Doch ihr Engagement beschränkt sich nicht nur auf die akademische Welt. Evaristo setzt sich leidenschaftlich für die Anerkennung und Repräsentation von people of colour in der Literatur und Kultur ein. Dazu hat sie unter anderem den Brunel International African Poetry Preis ins Leben gerufen. Ihre Werke und ihre Aktivitäten tragen dazu bei, marginalisierten Stimmen Gehör zu verschaffen und den interkulturellen Dialog zu fördern.

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Rosa Genoni (Rosa Angela Caterina Genoni)

Rosa Genoni, gezeichnet von Anja Schneidewind
Rosa Genoni, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 16. Juni 1867 in Tirano, Italien
🪦 gestorben: 12. August 1954 in Varese, Italien

Als Ältestes von 18 Kindern war Rosa Genoni gezwungen, schon mit 10 Jahren die Schule zu verlassen und einen Teil zum Verdienst der Familie beizutragen. Darum begann sie im Schneideraltelier eines Verwandten in Mailand eine Lehre und schloss diese mit einem Meisterdiplom ab. Dort fand sie auch Anschluss an Arbeiterkreise mit sozialistischen Ansichten. Von der kurz zuvor gegründeten Arbeiterpartei Italiens wurde sie 1884 nach Paris entsandt. Bei der Arbeit, die sie in Paris fortsetzte, kam sie mit der dortigen Modewelt in Kontakt.
Sie machte Karriere, nachdem sie nach Mailand zurückgekehrt war, indem sie die Anregungen aus Paris auf ihre Weise verarbeitete und so die italienische Modeindustrie mitentwickelte. Ab 1905 unterrichtete sie an der Gewerbeschule für Mädchen, zur mailändischen Weltausstellung 1906 erlangte sie einen Preis für zwei ihrer Kleider.
Sie war aktivistisch tätig, indem sie sich für eine bessere Stellung von Arbeiterinnen und bessere Mädchenbildung einsetzte. Unter Anderem vertrat sie auch den italienischen Frauenverband beim Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag 1915.
Wegen der Überwachung während der Anfangszeit des italienischen Faschismuszog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück.

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Frances Glessner Lee

🎂 geboren: 25. März 1878, Chicago, Illinois
🪦 gestorben: 27. Januar 1962, Bethlehem, New Hampshire

Obwohl Frances Glessner Lee schon früh eine Leidenschaft für Forensik und Gerichtsmedizin hatte, wurde ihr der Zugang zu diesem Bereich zunächst verwehrt. Trotz ihres Wunsches, Forensik zu studieren, verbot ihr Vater es ihr und zwang sie stattdessen zur Heirat. Erst nach der Scheidung und dem Tod ihrer Eltern konnte sie sich, im Alter von 65 Jahren, endlich ihrer Leidenschaft widmen.

Lee begann, Puppenhäuser zu bauen, die realistische Tatorte nachstellten. Diese dienten dazu, Polizeischülern einen praxisnahen Einblick in die Spurensicherung an Tatorten zu geben. Ihr Engagement und ihre Fähigkeiten in diesem Bereich führten dazu, dass sie den ersten Forensik-Studiengang in den USA an der Harvard Medical School finanzierte. Sie hatte nun die Chance auch selbst Vorlesungen zu besuchen und hielt bald eigene Vorlesungen, bei denen sie ihre Modelle nutze.

Ihre Beiträge zur Forensik und Polizeiarbeit blieben nicht unbemerkt. Frances Glessner Lee wurde 1943 zur ersten weiblichen Polizeikapitänin ernannt, was ihren Einfluss und ihre Bedeutung in der Branche unterstreicht. Ihre innovativen Methoden und ihr Pioniergeist haben dazu beigetragen, die Forensik zu revolutionieren und haben sie zu einer Schlüsselfigur in diesem Bereich gemacht.

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Zaha Hadid

Zaha Hadid, gezeichnet von Anja Schneidewind
Zaha Hadid, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 31. Oktober 1950 in Bagdad
🪦 gestorben: 31. März 2016 in Miami, Florida

Wie die meisten Frauen, die es zu Erfolg in männerdominierten Sparten bringen, musste auch Zaha Hadid sich zeitlebens mit klischeebehafteten Kommentaren zu ihrer Kleidung herumschlagen, musste es ertragen, dass man sie als „tyrannisch“ bezeichnete, während Kollegen mit ähnlichen Verhaltensweisen als „durchsetzungsfähig“ gelten.
Zaha Hadid wuchs in gutem Elternhaus in Bagdad auf, ihre Eltern ermöglichten ihr und ihren zwei Brüdern eine hervorragende und weltoffene Bildung. Sie erlebte in ihrer Heimatstadt einen Schub der Modernisierung, in ihrer Kindheit war Bagdad ein Spielplatz für Architekten wie Frank Lloyd Wright, Walter Gropius und Le Corbusier. Bereits damals steht für sie fest, dass sie Architektin werden will. Nach ihrer Schulzeit folgten einige Semester Mathematikstudium in Beirut, bis sie schließlich auf Architektur umschwenkte und nach London an die Architecture Association School wechselte. Nach dem Abschluss fing sie an, für Rem Koolhaas zu arbeiten, gleichzeitig nahm sie einen Lehrauftrag an ihrer Alma Mater an. 1980 gründete sie ihr eigenes Architekturbüro – trotzdem galt sie nach wie vor als „Papierarchitektin“, ihre Entwürfe galten als nicht umsetzbar. Bis der Möbelhersteller Vitra sie mit dem Bau einer Feuerwache beauftragte. Damit konnte sie beweisen, dass ihre Entwürfe durchaus gebaut werden konnten. Daraufhin bekam sie mehr Aufträge und hörte Zeit ihres Lebens nicht mehr mit dem Bauen auf. Auch Preise häufte sie an, wie 2004 als erste Frau den Pritzker-Preis.

Mehr über Zaha Haid erfahren.

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Norah Hantzsch aka Sookee aka Quing of Berlin aka Sukini

Porträt Norah Hantzsch alias Sookee
Norah Hantzsch alias Sookee, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 29. Dezember 1983 in Pasewalk

Aus dem heutigen Mecklenburg-Vorpommern stammend, sind ihre Eltern DDR-Flüchtlinge, ihr Vater war im Gefängnis, weil er den Dienst an der Waffe verweigerte. Sie selbst wohnt seit 1986 in West-Berlin und studierte Germanistik und Gender Studies.
Sie stellt sich offen und vehement gegen den Heteronormativität im Hip Hop. Auch die Frauenfeindlichkeit, den Sexismus und die niedrige Anzahl nicht-männlicher Künstler*innen prangert sie an. So unsterstützt sie bis heute Vereine und Aktionen, wie beispielsweise Pinkstinks Germany. Sie ist Mitglied der Supercrew „Tick Tick Boom“, von der sie immer betont, dass sie nicht zur Belehrung mit dem erhobenen Zeigefinger oder gar das Durchsetzen von Verboten in der Szene da sei, sondern eine Erweiterung des Rap-Genres. Sie möchte sich nicht moralisch über andere erheben, sondern mit Aufklärung und Einsicht arbeiten – ideologische Dogmen lehnt sie, im Gegensatz zu Prinzipien, vehement ab. Seit 2019 kehrte sie ihrer Rap-Karriere den Rücken zu, möchte aber weiter unter ihrem Pseudonym „Sukini“ Musik für Kinder und Jugendliche machen.

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Concordia Hartmann

Concordia Hartmann, gezeichnet von Heidekathrin Wittler
Concordia Hartmann, gezeichnet von Heidekathrin Wittler

🎂 geboren: 20. Mai 1880 in Erfurt
🪦 gestorben 02. Juli 1961 in Magdeburg

Concordia Hartmann gehörte der SPD an und war von 1919 bis 1933 im Stadtparlament von Magdeburg vertreten, später auch im Provinziallandtag. Sie war stark sozialpolitisch tätig und Vorstehende des Heims zur Unterstützung von Arbeiterkindern, das sie selbst gegründet hatte. Außerdem leitete sie seit deren Gründung 1919 auch die Arbeiterwohlfahrt in Magdeburg.
1933 wurde sie arbeitslos und musste infolgedessen auch ihre Dienstwohnung verlassen.
Concordia war stets für ihren engagierten Kampf gegen die NSDAP bekannt und geschätzt.

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Katharina Heise (Pseudonym: Karl Luis Heinrich-Salze)

Katharina Heise, gezeichnet von Kirsten Mengewein
Katharina Heise, gezeichnet von Kirsten Mengewein

🎂 geboren: 03. Mai 1891 in Groß Salze (heute Schönebeck-Bad Salzelmen)
🪦 gestorben: 05. Oktober 1964 in Halle (Saale)

Katharina Heise war die Tochter eines durch Landverkauf vermögenden Bauern, was ihr eine höhere Schulbildung einbrachte. Sie machte zunächst eine Ausblidung für Buchhaltung, Schreibmaschine und Stenografie. Danach allerdings besuchte sie die Kunstgewerbeschule in Magdeburg, anschließend studierte sie in Dresden bei Ferdinand Dorsch – hier hatte sie Kontakt zur Künstlergruppe „Brücke“.
1913/14 reiste sie zusammen mit ihrer Schwester zu Studienzwecken nach Paris, dort besuchten sie zahlreiche Kurse. Nach der Rückkehr nach Berlin wurden ihre Pläne für einen weiteren Besuch in Paris vom Beginn des ersten Weltkrieges zunichte gemacht.
Sie und ihre Schwester mieteten ein Atelier in Berlin. Ihre Karriere begann Katharina mit der Veröffentlichung von Holzschnitten, später, nachdem Käthe Kollwitz ihr die Bildhauerei empfohlen hatte, machte sie auch hiermit auf ihre Kunst aufmerksam. Bis 1931 allerdings veröffentlichte sie ausschließlich unter ihrem männlichen Pseudonym.
Katharina Heise gehörte dem Frauenkunstverein Berlin an. Ihre Kunst erregte Aufsehen, brachte Kontroversen und Diskussionen hervor. Die Nationalsozialisten bezeichneten ihr Werk als „entartete Kunst“, weswegen sie sich aus der Öffentlichkeit und nach Schönebeck zurückzog. Nach 1945 schuf sie vor allem Kleinplastiken mit christlichen Motiven, erlangte jedoch nie wieder die gleiche Aufmerksamkeit wie vor dem Krieg.
Obwohl sie wollte, dass ihre Kunst nach ihrem Tod zerstört werden sollte, kann man einige ihrer Werke heute noch im Salzlandmuseum bestaunen.

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Lieselotte Herforth

🎂 geboren: 13. September 1916 in Altenburg
🪦 gestorben: 30. November 2010 in Dresden

Liselotte Herforth hinterließ sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik bedeutende Spuren. Ihr beeindruckender Werdegang begann mit einem Studium der Mathematik und Physik, in dem sie sich durch ihre herausragenden Fähigkeiten auszeichnete. Besonders erfolgreich waren ihre wissenschaftlichen Forschungen zur Strahlenphysik, die ihr große Anerkennung einbrachten.

Ihr Engagement und ihre Fähigkeiten führten dazu, dass sie als erste Frau die Position der Rektorin an der Technischen Universität Dresden wurde. Dies war ein Meilenstein nicht nur für sie persönlich, sondern auch für die Gleichberechtigung von Frauen in der akademischen Welt.

Doch Liselotte Herforth beschränkte sich nicht nur auf ihre akademische Laufbahn. Sie engagierte sich auch politisch und wurde als Volkskammerabgeordnete sowie als Mitglied des Staatsrates der DDR aktiv.

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Ika Hügel-Marshall

🎂 geboren: 13. März 1947, Roth, Deutschland
🪦 gestorben: 21. April 2022, Berlin

Ika Hügel-Marshall war eine bemerkenswerte Autorin und Aktivistin, die sich ihr Leben lang für die Rechte von Frauen und Schwarzen Menschen einsetzte. Als Tochter einer Deutschen und eines schwarzen US-Soldaten wurde sie schon in ihrer Kindheit Opfer von Rassismus. Diese Erfahrungen prägten sie nachhaltig, denn sie wurde sogar vom Jugendamt von ihrer Mutter getrennt und musste einen großen Teil ihrer Kindheit in einem Kinderheim verbringen.

Ihr Leben war geprägt von der Suche nach ihrer Identität und ihrer Familie. Erst im Alter von 47 Jahren gelang es ihr, ihren Vater kennenzulernen, was für sie eine bedeutende Wende darstellte. Diese Erfahrungen spornten sie an, sich noch intensiver für die Gleichberechtigung von Afrodeutschen Personen einzusetzen.

Ika Hügel-Marshall kämpfte unbeirrt für ihre Überzeugungen und setzte sich gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit ein. Als Autorin und Aktivistin nutzte sie ihre Stimme, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Veränderungen anzustoßen. Ihr Vermächtnis lebt fort in ihrem Einsatz für Gleichberechtigung, Respekt und Anerkennung für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe oder Herkunft.

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Siri Hustvedt

Siri Hustvedt, gezeichnet von Franziska Scholz
Siri Hustvedt, gezeichnet von Franziska Scholz

🎂 geboren: 19. Februar 1955 in Northfield, MN

Siri Hustvedt ist die Erstgeborene ihrer Eltern und hat vier jüngere Schwestern. Sie wuchs sowohl mit Englisch, als auch Norwegisch auf und wusste bereits als Teenagerin, dass sie Schriftstellerin werden wollte. So begann sie auch schon in der High School, Gedichte zu schreiben. 1986 machte die ihren PhD in englischer Literatur.
Hustvedts erstes Buch ist eine Sammlung von Gedichten, die noch aus ihrer Studienzeit stammen. Erst 12 Jahre später erscheint ihr erster Roman „Die unsichtbare Frau“. Nach sechs weiteren Erscheinungen schrieb sie „Die zitternde Frau. Eine Geschichte meiner Nerven“, in dem sie ein Zittern beschreibt, das bei einem ihrer Auftritte erschien. Auf der Suche nach dessen Ursache referiert sie neurologische und psychologische Thesen. Dieses Themenfeld beschäftigt sie seither, sie geht einem Eigenstudium in Neurowissenschaften nach, schreibt neurowissenschaftliche Artikel und unterrichtet Ärzte in narrativer Psychiatrie. Hustvedt kritisiert seit Langem den Dualismus in der Wissenschaft, der eine Trennung zwischen dem Geistlichen und dem Physischen vorgibt. Für sie gibt es keine scharfe Grenze zwischen beidem; die Tendenz zur Kategorisierung wird von ihr bemängelt.
Seit 2019 ist sie Preisträgerin des Prix européen de l’essai Charles Veillon und des Prinzessin-von-Asturien-Preis.

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Ellen Johnson Sirleaf

🎂 geboren: 29. Oktober 1938 in Monrovia, Liberia

Ellen Johnson Sirleaf hat sich als eine der bedeutendsten Politikerinnen Afrikas einen Namen gemacht. Sie brach nicht nur zahlreiche Barrieren, sondern schrieb auch Geschichte, indem sie zur ersten demokratisch gewählten Präsidentin des Kontinents wurde. Ihr politisches Wirken war von einem unerschütterlichen Einsatz für Frauenrechte geprägt.

Vor ihrem historischen Erfolg als Präsidentin hatte Sirleaf bereits wichtige Positionen in der Politik ihres Landes inne. Unter anderem war sie Finanzministerin Liberias, wo sie ihre Fähigkeiten und ihr Engagement für die Entwicklung des Landes unter Beweis stellte. Ihr entschlossenes Handeln gegen das korrupte und unterdrückende Regime in Liberia machte sie zu einer Symbolfigur des Widerstands und der Hoffnung auf Veränderung. Ihr Weg an die Spitze der Regierung erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 2005, als sie zur Präsidentin gewählt wurde.

In ihrer Amtszeit setzte sich Ellen Johnson Sirleaf mit großem Engagement für die Förderung der Rechte von Frauen ein und arbeitete hart daran, Liberia auf einen Weg des Friedens und der Stabilität zu führen. Ihr Beitrag zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit wurde 2011 mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt. Sie teilte diese Auszeichnung mit Leymah Gbowee und Tawakkul Karman, zwei weiteren bemerkenswerten Frauen.

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Tawakkul Karman

🎂 geboren: 7. Februar 1979 in Ta’izz, Jemen

Tawakkul Karman setzt sich mit Leidenschaft und Entschlossenheit für Menschen- und Frauenrechte in ihrem Heimatland ein. Ihr Weg begann mit einem Studium der Politikwissenschaften, das ihr das nötige Rüstzeug für ihren späteren Aktivismus gab. Als Journalistin und Mitbegründerin sowie Leiterin der Vereinigung „Women Journalists Without Chains“ (WJWC) setzt sie sich unermüdlich für Presse- und Meinungsfreiheit und weitere ihr wichtige Themen ein ein.

Besonders bekannt ist Tawakkul Karman für ihren Kampf gegen das jemenitische Regime und deren Unterdrückung. Sie kämpft nicht nur gegen das Tragen des Gesichtsschleiers, sondern setzt sich auch durch Proteste und Aufklärung in verschiedenen Formen für die Rechte der Menschen und besonders Kinder ein. Ihre mutigen Aktionen und ihre öffentlichen Proteste haben sie des Öfteren ins Visier der Behörden geraten lassen, und sie wurde mehrmals verhaftet. Dennoch lässt sich Tawakkul Karman nicht einschüchtern und setzt ihren Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit unermüdlich fort. Ihr mutiger Einsatz und ihre Entschlossenheit blieben nicht unbemerkt. Im Jahr 2011 wurde Tawakkul Karman gemeinsam mit Ellen Johnson Sirleaf und Leymah Gbowee mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Diese Anerkennung unterstreicht ihren bedeutenden Beitrag zum Kampf für Frieden, Gleichberechtigung und Freiheit im Jemen und darüber hinaus.

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Martine Kempf

🎂 geboren: 9. Dezember 1958, Straßburg, Frankreich

Martine Kempf ist eine französische Wissenschaftlerin, die sich durch ihre Leistungen in der Astronomie und der Technologieentwicklung auszeichnet. Bereits während ihres Studiums der Astronomie entwickelte sie mit nur 23 Jahren ein innovatives Sprachsteuerungssystem namens Katalavox. Der Name des Systems, abgeleitet von den griechischen Wörtern „katal“ für verstehen und dem lateinischen „vox“ für Stimme, verdeutlicht dessen Zweck: die Verständigung über die Stimme.

Katalavox fand Anwendung in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens, darunter in Autos, Rollstühlen und Operationsmikroskopen. Besonders bemerkenswert ist, dass dieses System hauptsächlich entwickelt wurde, um Menschen mit einer Körperbehinderung den Alltag zu erleichtern und ihre Selbstständigkeit zu fördern.

Martine Kempfs Engagement und Erfindungsreichtum zeigen, wie junge Menschen durch ihre kreativen Ideen und ihr technisches Know-how einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Ihre Arbeit ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Technologie eingesetzt werden können, um das Leben von Menschen zu verbessern und Barrieren zu überwinden.

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Hilma af Klint

Hilma af Klint, gezeichnet von Anja Schneidewind
Hilma af Klint, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 26. Oktober 1862 in Solna
🪦 gestorben: 21. Oktober 1944 in Djursholm

Hilma wird als vierte Tochter eines geadelten Befehlshabers der schwedischen Flotte geboren, der in ihr die Leidenschaft für Wissenschaft und Malerei erweckte. Ihre Eltern waren sehr liberal, sie und ihre Geschwister bekamen eine gute Schulbildung in Naturwissenschaften und auch in der Religion wurden große Freiheiten eingeräumt. Die Errungenschaften in allen Bereichen der Wissenschaft im 19. und Anfang des 20. Jhd. faszinierten Hilma af Klint sehr, und wie viele Menschen dieser Zeit glaubte auch sie, dass man irgendwann das Unsichtbare sichtbar machen könne, beispielsweise auch Verbindungen zum Jenseits. So nahm sie nach dem Tod ihrer kleinen Schwester Hermina, die zu dem Zeitpunkt gerade erst zehn war, oft an Séancen teil, um mit ihr in Verbindung zu bleiben.
Als eine der ersten Frauen beginnt sie ein Kunststudium in Stockholm, wo sie Anna Cassel kennen lernt. Sie teilt Hilmas Überzeugung, dass Diesseits und Jenseits miteinander verbunden und es keine klare Trennung zwischen beiden gibt. Diese Freundschaft sollte ein Leben lang erhalten bleiben. Zunächst verdiente sie Geld mit klassisch akademischer Malerei und unternahm mit Anna viele Studienreisen durch ganz Europa. Nach und nach bildete sich eine riesige okkultistische Gesellschaft in Europa, Hilma und ihr gegründeter Zirkel unternehmen mittlerweile selbst Séancen, von denen eine Hilmas Leben mit der Botschaft, sie sollte auf einer „Astralebene“ malen, radikal auf den Kopf stellen sollte. Seitdem malt sie abstrakt – unfiguriativ – lange bevor Kandinsky sein erstes figurenloses Bild anfertigt.
Mit einer vierjährigen Pause wegen einer Schaffenskrise verursacht durch die überhebliche Abneigung von Rudolf Steinar, in dessen Anthroposophische Gesellschaft sie eingetreten war, malte Hilma af Klint mit ihrer „Dualseele“ Thomasine Andersson an der Seite bis ins hohe Alter hinein. Später wandte sie sich allerdings vom Spiritistischen ab und legte den Fokus auf die Natur und verborgene Botschaften der Pflanzen.
Erst 2018 wurde sie als abstrakte Künstlerin wiederentdeckt und stellte damit die Kunstszene auf den Kopf, die stets Kandinsky als den Schöpfer des Abstrakten sah.

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Eliška Krásnohorská

🎂 geboren: 18. November 1847, Prag, Tschechien
🪦 gestorben: 26. November 1926, Prag, Tschechien

Eliška Krásnohorská war Schriftstellerin und engagierte Frauenrechtsaktivistin. Sie setzte sich leidenschaftlich für die Bildung und das Studium von Mädchen ein und gründete eine Mädchenschule in Prag mit, um diesen Zweck zu fördern.

Neben ihrem Einsatz für Bildung war Eliška Krásnohorská eine starke Verfechterin der Emanzipation von Frauen. Sie engagierte sich aktiv in der Frauenbewegung und schrieb regelmäßig für eine Frauenzeitschrift, um für die Rechte und die Befreiung von Frauen einzutreten. Ihr Einsatz und ihre Stimme trugen dazu bei, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Gleichberechtigung und Freiheit für Frauen zu stärken.

Als Schriftstellerin war Eliška Krásnohorská äußerst vielseitig. Sie verfasste nicht nur Prosa und Jugendliteratur, sondern zeichnete sich auch durch ihre Fähigkeit aus, aus vier verschiedenen Sprachen zu übersetzen. Durch ihre literarischen Werke und ihr Engagement für Frauenrechte hat Eliška Krásnohorská einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft und zur Förderung der Gleichberechtigung geleistet.

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Hedwig Krüger

Hedwig Krüger, Linolschnitt von Heidekathrin Wittler
Hedwig Krüger, Linolschnitt von Heidekathrin Wittler

🎂 geboren: 01. April 1882 in Halle (Saale)
🪦 gestorben: 16. Februar 1938 ebenda

Hedwig Krüger wurde als Tochter eines Gießerei-Formenbauers geboren. Nach einer regulären Schulkarriere arbeitete sie bei einer Ortskrankenkasse. 1908 trat sie der SPD bei; sie wechselte noch während des ersten Weltkrieges in die frisch gegründete USPD, wo sie dem linken Flügel angehörte. Dieser verbündete sich 1920 mit der KPD zur VKPD. Hier wurde sie zum Zentralausschuss der Partei gewählt.
Sie wurde nach der Märzaktion, einer bewaffneten Arbeiterrevolte linksradikaler Kräfte im weiten Raum Halle, zu einer Haftstrafe verurteilt, erzwang aber ihr eFreilassung durch einen Hungerstreik. Anfang 1924 wurde sie in den Reichstag gewählt, Ende des Jahres in den Preußischen Landtag. Sie positionierte sich innerparteilich um Ruth Fischer, unterstütze diese zunächst auch gegen die Parteiführung, distanzierte sich später jedoch öffentlich von dieser Position auf Druck des Zentralkomitees. In ihrer Wohnung veranstaltete sie allerdings weiterhin Treffen für Oppositionelle innerhalb der Partei.
Ab 1928 wurde sie nicht mehr als Kandidatin für die preußischen Landtagswahlen aufgestellt und übernahm innerhalb der KPD auch keine ausschlaggebende Rolle mehr; nach 1933 ging sie in die Illegalität. 1934 dann wurde sie verhaftet und in das Frauen-KZ Mohringen gebracht. Im Jahr darauf wurde sie zwar entlassen, starb aber bereits 3 Jahre später an einer verschleppten Blinddarmentzündung.

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Erna Lauenburger (Sintiname: Unku oder Unko)

Erna Lauenburger (Sintiname: Unku oder Unko), gezeichnet von Kirsten Mengewein
Erna Lauenburger (Sintiname: Unku oder Unko), gezeichnet von Kirsten Mengewein

🎂 geboren : 04. März 1920 in Berlin
🪦 gestorben: zwischen dem 23. März und 15. April 1944 im sogenannten „Zigeunerlager“ Auschwitz

Erna war in ihrer Kindheit mit Greta Weiskopf (Kinder- und Jugendbuchautorin) befreundet. Aus dieser Freundschaft nahm Letztere Inspiration für den Roman „Ede und Unku“. Die Fotos im Buch zeigen Ernas reale Familie, auch sonst beruhen einige Geschichten im Roman auf wahren Begebenheiten.
In den 1930er Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Magdeburg um, dort lassen sich die rassistischen Repressionen und ihre Deportation belegen.
Ihr Mann, mit dem sie nicht standesamtlich verheiratet war und im sogenannten „Zigeunerlager“ Magdeburg Holzweg wohnte, wurde 1938 ins KZ Buchenwald deportiert; dort starb er 1942 durch eine Injektion, nachdem er als Teil der unbehandelten Kontrollgruppe des Robert-Koch-Instituts eine Fleckfieberinfektion überlebt hatte.
Erna gebar im August 1938 die Tochter Marie, 1939 musste sie ein Schriftstück unterschreiben, das ihr verbot, den Wohnort zu verlassen. Im September 1942 gebar sie eine zweite Tochter. Zusammen mit den anderen 160 Bewohner*innen des „Zigenuerlager“ Magdeburg Holzweg wurde sie am 01. März 1943 verhaftet und ins „Zigeunerlager Auschwitz“ gebracht.
Zeitzeug*innen berichteten, dass Unku den Tod von Marie nicht verkraftet hatte und ermordet wurde. Es gab verschiedene Aufarbeitungen, unter anderem das Buch „Ede und Unku – die wahre Geschichte“ des Enkels von Unkus Cousine Janko Lauenberger und der Journalistin Juliane Wedermeyer.

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Edmonia Lewis

Edmonia Lewis, gezeichnet von Franziska Scholz
Edmonia Lewis, gezeichnet von Franziska Scholz

🎂 geboren: 04. Juli 1844 in Greenbush, NY
🪦 gestorben: 17. September 1907 in Hammersmith, London

Edmonia Lewis war die Tochter einer Native American und eines Afro-Amerikaners. Das legte ihr viele Steine in den Weg, weswegen ihr Werk umso bemerkenswerter ist.
Als sie drei Jahre alt war, starb ihr Mutter und sie wuchs bei deren Verwandten auf und lernte so die Bräuche der Natives. Später schaffte sie es, mit Hilfe ihres Bruders am Oberlin College aufgenommen zu werden; dort blieb sie allerdings nicht lange, da ihr von Kommilitoninnen ohne Beweise vorgeworfen wurde, sie vergiften zu wollen.
Mit 18 zog sie nach Boston um, dort ging sie beim Bildhauer Edmund Brackett in die Lehre. Sie erzielte erste Erfolge mit einer Skulptur von Robert Gould Shaw (erster Schwarzer, der ein Regiment im amerikanischen Bürgerkrieg führte), was sie dazu befähigte, nach Rom zu reisen. Dort formte sie ihren Stil und fertigte die gefeierte Skulptur „Forever Free“ an, eine Sklavin und ein Sklave, die gerade die Nachricht erhalten, dass die Sklaverei abgeschafft wurde.
Trotz des Umstandes, dass ihre Arbeit kontrovers aufgenommen wurde, erhielt sie immer weiter Aufträge, sowohl in den USA, die sie sporadisch besuchte, als auch von europäischen Adelshäusern; später arbeitete sie vermehrt für die römisch-katholische Kirche.
Ab 1900 verlor sich ihre Spur für viele Jahre, erst neueste Forschungen ergaben, dass sie in Hammersmith lebte und im dortigen Krankenhaus starb.

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Gertrud Luckner

🎂 geboren: 26. September 1900 in Liverpool
🪦 gestorben: 31. August 1995 in Freiburg

Gertrud Luckner, geboren als Jane Hartmann in England, führte ein Leben voller Entschlossenheit und Engagement gegen den Nationalsozialismus. Nachdem sie mit ihren Pflegeeltern nach Deutschland gezogen war, entwickelte sie sich zu einer katholischen Christin, die fest entschlossen war, den Unterdrückten und Verfolgten zu helfen. Trotz der Gefahren des Regimes setzte sich Luckner mutig für Juden ein, indem sie ihnen half, zu fliehen, sich zu verstecken und sich vor Verfolgung zu schützen.

Ihr Einsatz für Humanität und Gerechtigkeit blieb nicht unbemerkt. Gertrud Luckner wurde für ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus verhaftet und deportiert. Doch selbst in der Dunkelheit der Gefangenschaft hielt sie an ihren Überzeugungen fest. Nach dem Krieg wurde sie für ihren mutigen Einsatz und ihre Humanität mehrfach ausgezeichnet, was ihre Bedeutung als eine der tapfersten Widerstandskämpferinnen gegen die Schrecken des Naziregimes unterstreicht. Besonders hervorzuheben ist, dass Gertrud Luckner nicht nur für die Verfolgten einstand, sondern auch nach dem Krieg für die jüdisch-christlichen Beziehungen eintrat. Ihr Wirken symbolisiert die gemeinsame Verantwortung und Solidarität zwischen verschiedenen religiösen Gemeinschaften im Kampf gegen Unterdrückung und Unrecht. Gertrud Luckner wird als eine inspirierende Figur in Erinnerung bleiben, die uns daran erinnert, dass Widerstand und Menschlichkeit selbst in den dunkelsten Zeiten und trotz verschiedener Glaubensrichtungen möglich sind.

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Theresa Malkiel

🎂 geboren: 1. Mai 1874, Bar, Ukraine
🪦 gestorben: 17. November 1949, Yonkers, New York

Theresa Malkiel war eine Jüdin, die vor dem zunehmenden Antisemitismus in Russland nach Amerika floh. Dort arbeitete hatte sie Schwierigkeiten Arbeit zu finden und landete schließlich, mit vielen anderen migrantischen Frauen, in der Textilindustrie. Sie setzte sich entschlossen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein, gemeinsam mit anderen Aktivistinnen. Besonders am Herzen lag ihr der Kampf für die Rechte der Frauen in der Industrie, die oft unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiteten.

Im Laufe ihrer Arbeit entwickelte sich Theresa Malkiel zu einer prominenten Frauenrechtsaktivistin. Sie setzte sich leidenschaftlich für die Gleichstellung der Geschlechter und ein und kämpfte für gerechte Bezahlung, sichere Arbeitsbedingungen und andere wichtige Anliegen der Arbeiterinnen.

Ein herausragender Beitrag von Theresa Malkiel war die Einführung eines Vorläufers des heutigen Internationalen Frauentages. Durch diese Initiative wollte sie die Aufmerksamkeit auf die Kämpfe und Errungenschaften der Frauen lenken und die Forderungen nach Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit stärken. Ihr Engagement und ihre Hartnäckigkeit haben dazu beigetragen, die Lebensbedingungen vieler Frauen in der Arbeitswelt zu verbessern und das Bewusstsein für ihre Rechte zu schärfen. Theresa Malkiel hinterließ ein bedeutendes Erbe im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter und bleibt eine inspirierende Figur für diejenigen, die für soziale Veränderungen eintreten.

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Nanny of the Maroons

🎂 geboren: 1686, Ghana
🪦 gestorben: 1733, Jamaika

Nanny of the Maroons war ein spirituelles Oberhaupt, Heilerin und politische Autorität. Sie führte eine Gruppe geflüchteter Sklaven namens Windward Maroons auf Jamaika an und spielte eine entscheidende Rolle in ihrem Kampf gegen die Sklaverei und die Unterdrückung durch die Kolonialmacht.

Nanny und die Windward Maroons befreiten nicht nur sich selbst aus der Sklaverei, sondern halfen auch anderen Sklaven, in die Freiheit zu entkommen. Sie führten außerdem Verhandlungen und erarbeiteten Friedensverträge mit den Kolonialmächten, um mehr Rechte und Freiheiten für die Gruppen entflohener Sklaven zu erreichen. Ihr mutiger Einsatz für die Freiheit und ihr unermüdlicher Kampf gegen Unterdrückung haben sie zu einer symbolischen Figur gemacht, die bis heute als Ahnin verehrt wird.

Ihre Bedeutung für Jamaika ist so groß, dass sie als einzige weibliche Nationalheldin des Landes gilt. Ihr Erbe und ihre Heldentaten werden bis heute gefeiert und geehrt. So wird Nanny of the Maroons sogar auf dem jamaikanischen 500-Dollar-Schein abgebildet, als Symbol für ihre unermüdliche Entschlossenheit, für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen und als Inspiration für kommende Generationen.

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Emilie Mayer

🎂 geboren: 14. Mai 1812, Friedland
🪦 gestorben: 10. April 1883, Berlin

Emilie Meyer, die Tochter eines alleinerziehenden Apothekers, wurde bereits früh in ihrem Leben von ihrem Vater gefördert, der ihr musikalisches Talent erkannte und unterstützte. Trotz ihrer eigenen Ambitionen und Fähigkeiten kümmerte sie sich hingebungsvoll um ihren Vater und ihre jüngeren Brüder.

Erst nach dem Tod ihres Vaters konnte Emilie Meyer sich voll und ganz ihrer Leidenschaft für die Musik widmen und begann als Berufskomponistin zu arbeiten. Doch ihr Weg war nicht ohne Hindernisse, denn sie wurde wegen ihres Geschlechts oft nicht ernstgenommen und musste sich gegen Vorurteile und Widerstände behaupten. Dennoch fand sie Förderer, die ihr halfen, ihre Werke zu realisieren, obwohl viele davon nicht veröffentlicht wurden.

Trotz dieser Herausforderungen erlangte Emilie Meyer große Bekanntheit und Anerkennung für ihre musikalischen Werke, die in ganz Europa aufgeführt wurden. Sie wurde auch als „weiblicher Beethoven“ bezeichnet. Ihre Kompositionen beeindruckten durch ihre Kreativität und Originalität. Doch nach ihrem Tod geriet sie leider in Vergessenheit und ihre Werke wurden zunehmend vernachlässigt. Emilie Meyers Leben und Werk sind ein Beispiel für die Hindernisse, denen Frauen in der Musikbranche gegenüberstanden und oft noch stehen. Dennoch bleibt sie eine inspirierende Figur, die mit Leidenschaft und Talent die Welt der Musik bereicherte und trotz der Widerstände ihren Weg ging. Ihre Musik verdient es, wiederentdeckt und gewürdigt zu werden.

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Maryam Mirzakhani

Porträt Maryam Mirzakhani
Maryam Mirzakhani, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 03. Mai 1977 in Teheran
🪦 gestorben: 14. Juli 2017 in Stanford, CA

Maryam Mirzakhani wuchs in einem liberalen Elternhaus in Teheran auf. Als Kind las sie äußerst viel, wollte eigentlich Schriftstellerin werden und Mathematik war in der Schule nicht ihr stärkstes Fach. Das änderte sich jedoch, nachdem ihr Bruder ihr eine Geschichte von Carl Friedrich Gauß erzählt hatte, der eine sehr elegante Lösung für die Addition aller natürlicher Zahlen von 1 bis 100 fand.
Daraufhin nahm sie an Mathematikwettbewerben teil, was bis dahin für Mädchen nicht vorgesehen war. Bald gehörte sie zum sechsköpfigen iranischen Team für die Internationale Mathematik-Olympiade. 1994 in Hongkong machte sie auf sich aufmerksam, als sie mit 41 von 42 möglichen Punkten Gold gewann, ein Jahr später sogar mit der vollen Punktzahl.
Nach ihrem Schulabschluss erhielt sie ein Stipendium für ein Mathematik-Studium in Teheran, was sie mit einem Bachelor abschloss. 1999 verließ sie ihr Heimatland und zog für ihren Master und die Promotion in die USA. Ihr Doktorvater an der Harvard University war Curtis McMullen, Gewinner der Fields-Medaille 1998. Dieser bezeichnet ihre 2004 eigereichte Dissertation als Meisterwerk. „Nebenbei“ fand sie Lösungen zu zwei seit Jahrzehnten ungelösten Forschungsfragen. In Harvard lernte sie ihren späteren Ehemann Jon Vondrák kennen.
Daraufhin forschte sie bis 2008 am Clay Mathematics Institute in Cambridge als Stipendiatin, gleichzeitig hat sie eine Juniorprofessur an der Princeton University inne. In dieser Zeit lernte sie ihren Kollegen Alex Eskin kennen, mit dem sie bemerkenswerte Arbeit leisten sollte. 2005 heiratete sie ihren Ehemann. 2008 zogen sie nach Kalifornien, da Maryam eine ordentliche Professur für Mathematik an der Stanford University erhielt – und das mit nur 31 Jahren. Bei ihrer Forschungsarbeit unterschied sie sich von den meisten ihrer Koleg*innen, da sie verschiedene Bereiche der Mathematik miteinander verknüpfte und sich so ein breiteres Lösungsspektrum eröffnete.
Maryam Mirzakhani wurde mit einigen Preisen ausgezeichnet, u. A. dem renommierten Satter Prize und 2014 als erste Frau mit der Fields-Medaille, bevor sie 2017 mit nur 40 Jahren an Brustkrebs verstarb.

Zusatzinfo aus aktuellem Anlass: Als ihr die Fields-Medaille verliehen wurde, gratulierte ihr sogar der iranische Staatspräsident mit einem Tweet und zwei Bildanhängen: eines von Maryam mit Kopftuch und ein aktuelleres ohne und mit kurzen Haaren. Schon damals löste das eine Debatte aus und ihr wurde von Strenggläubigen mit Verhaftung gedroht, sollte sie je wieder den Iran betreten.

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Dr. Martha Mosse

🎂 geboren: 29. Mai 1884, Berlin
🪦 gestorben: 2. September 1977, ebenda

Martha Mosse, in eine wohlhabende Familie geboren, führte ein Leben, das von verschiedenen Identitäten und Herausforderungen geprägt war. Als jüdische und lesbische Frau durchlief sie viele Höhen und Tiefen. Erst mit 32 Jahren, und nach mehreren anderen Versuchen ihr Leben zu gestalten, begann sie Jura zu studieren und später bei der Polizei zu arbeiten, wo sie es bis zur Polizeirätin brachte.

Neben ihrem Beruf engagierte sie sich in der Frauenbewegung und setzte sich für Jugendliche ein. Sie war unteranderem Mitglied im Bund für Frauen- und Jugendschutz.

Die aufkommende NS-Politik zwang Martha Mosse jedoch in eine verheerende Lage. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie aus dem Polizeidienst entlassen und fand Arbeit bei der jüdischen Gemeinde Berlins. Dort wurde sie jedoch auch mit moralischen Dilemmas konfrontiert, da die jüdische Gemeinde Berlins der Gestapo unterstellt war.

1943 wurde Martha Mosse in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie unter unsäglichen Bedingungen verweilte. Doch trotz aller Widrigkeiten überlebte sie bis zu ihrer Befreiung im Jahr 1945. Nach dem Krieg wurde sie jedoch für ihre Rolle bei der jüdischen Gemeinde Berlins kritisiert. Ihr wurde beanstandet, bei der Gestapo mitgewirkt zu haben, was zu einer Kontroverse um ihre Rolle und Handlungen führte. Martha Mosses Leben ist ein Beispiel für die Komplexität der menschlichen Erfahrung und die Schwierigkeiten, mit denen Menschen konfrontiert werden können, wenn sie in eine Gesellschaft eingebunden sind, die von Vorurteilen und Unterdrückung geprägt ist.

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Helena Munktell

🎂 geboren: 24. November 1852, Grycksbo, Schweden
🪦 gestorben: 10. September 1919, Stockholm, Schweden

Durch ihren Vater Johan Henrik Munktell hat Helena schon früh Interesse an der Musik entwickelt. Im Haus ihres Vaters wurde oft Musik gespielt, denn er war nebenberuflich auch ein talentierter Pianist. 

Helena Munktells Familie war wohlhabend und förderte sie tatkräftig. Sie erhielt eine gute Ausbildung und studierte sowohl an der Stockholmer Musikhochschule, als auch in Wien Gesang, Klavier und Komposition. Dort hatte sie die Möglichkeit von bekannten Musikern zu lernen.

Ihre Reise führte sie weiter nach Italien und in die Schweiz, bevor sie sich 1877 in Paris niederließ. Sie gab Konzerte als Sängerin und Pianistin und studierte weiter zur Komposition. In den folgenden Jahren widmete sie sich zunehmend der Komposition ihrer eigenen Stücke und fand vor allem in Frankreich anklang mit ihrer Musik. In ihrem Heimatland Schweden, in welchem sie auch ihr Debütkonzert als Komponistin gab, wurden ihre Werke zwar bewundert, doch auch mit einer gewissen Kälte betrachtet.

Sie ließ sich davon nicht beirren und 1889 wurde ihre Oper I Firenze in Stockholm aufgeführt und so wurde Helena Munktell die erste Schwedin, die eine Oper komponierte.  1915 wurde sie Teil der königlich schwedischen Musikakademie und war 1918 an der Gründung des schwedischen Komponistenverbandes beteiligt.

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Pauli Murray

Pauli Murray, gezeichnet von Mirjam Oelze
Pauli Murray, gezeichnet von Mirjam Oelze

🎂 geboren: 20. November 1910, Baltimore, Maryland
🪦 gestorben: 1. Juli 1985, Pittsburgh, Pennsylvania

Pauli Murray war eine sehr vielfältige Person, da Pauli sich für verschiedene Dinge interessierte und einsetzte. Pauli war Jurist*in, Aktivist*in und Priester*in. Außerdem setzte sich Murray viel für Frauenrechte und gegen Rassismus ein, denn Pauli als schwarze, weiblich gelesene Person selbst von Anfeindungen betroffen und wurde zum Beispiel mehrfach an Universitäten abgelehnt, aufgrund von Rassismus oder Frauenfeindlichkeit. Gerade auf diese Intersektionalität der Diskriminierung von Schwarzen Frauen, wollte Pauli Murray aufmerksam machen.

Im politischen Aktivismus setzte Pauli auf eine friedliche und gewaltlose, aber dennoch direkte Vorgehensweise. So zum Beispiel weigerten sich Pauli und eine Freundin im Bus auf den Sitzen Platz zu nehmen, welche schwarzen Menschen zugeteilt waren. Sie wollten friedlich gegen die Segregation protestieren. Dieser Vorfall ist weit weniger bekannt als der Rosa Parks´ ein paar Jahre später.

Auch literarisch beschreibt Murray das Leben als Person, betroffen von gleich zwei Diskriminierungsformen und setzt sich weiter mit Artikeln in Zeitschriften und eigenen Büchern feministisch und anti-rassistisch ein. Auch in Paulis Rolle als Priester*in, die Pauli nach dem Tod der besten Freundin verfolgte, ging es oft um Feminismus in der Kirche. Murray zog sich zwar nach und nach aus allen Organisationen außerhalb der episkopalen Kirche zurück, setzte sich jedoch weiterhin in der Kirche für die Aufnahme von Frauen und people of color als Priester*innen ein. Neben dem Aktivismus für Frauenrechte, forschte Pauli das ganze Leben lang an der eigenen Geschlechtsidentität und Sexualität. Murray vermutete bei sich selbst Intersexualität und hoffte dies wäre die Ursache der Geschlechtsdisphorie die Pauli jahrelang verspürte. Gemeinsam mit Ärzten suchte Pauli bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach „versteckten männlichen Organen“ und diese These zu beweisen. Den Geburtsnamen Pauline, legte Murray bereits in den 1930er Jahren ab, und lebte von diesem Zeitpunkt an mit dem androgynen Namen Pauli Murray.

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Elisabet Ney

🎂 geboren: 26. Januar 1833 in Münster
🪦 gestorben: 29. Juni 1907 in Austin/Texas

Die junge Elisabet Ney fand schon als Kind ihre Leidenschaft in der Werkstatt ihres Vaters. Er war Bildhauer und seine Tochter faszinierte diese Kunstform so sehr, dass sie, den Gepflogenheiten ihrer Zeit zum Trotz, dafür kämpfte eine Ausbildung zur Bildhauerin zu dürfen. Als ihre Eltern sich dann weigerten sie zum Studium nach München zu schicken, ging die ehrgeizige junge Frau sogar in den Hungerstreik.

Sie konnte ihre Eltern letztendlich überzeugen und durfte an der Münchener Akademie der Künste studieren und das als einzige Frau. Nachdem sie das Studium in München abgeschlossen hatte ging Elisabet nach Berlin und lernte dort bei Christian Daniel Rauch.

Sie bemühte sich sehr um Aufträge und konnte später als erste Bildhauerin von ihrer Kunst leben. In ihrer Karriere bildete sie einige sehr bekannte Männer ihrer Zeit ab wie zum Beispiel Arthur Schoppenhauer oder Otto von Bismarck.   

1871 wanderte Elisabet Ney mit ihrem Ehemann nach Texas aus. Dort hörte sie eine Weile lang auf, sich ihrer Karriere zu widmen, um sich mehr auf ihr Familienleben konzentrieren zu können. Nach dem gescheiterten Versuch eine Farm zu betreiben holte ihre Kunst sie jedoch ein und sie fing an nun doch wieder an Aufträge anzunehmen und als Bildhauerin zu arbeiten. Trotz ihrer Ehe behielt Elisabet Ney ihren Namen und es war nicht unbedingt bekannt, dass sie überhaupt verheiratet war. Eine konventionelle Ehe konnte die selbstbewusste Frau nicht mit ihrer Arbeit zusammenbringen, in der sie sehr nach Eigenständigkeit strebte. Sie brach damit die Regeln ihrer Zeit und hatte trotzdem großen Erfolg.

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Anja Niedringhaus

Anja Niedringhaus, gezeichnet von Anja Schneidewind
Anja Niedringhaus, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 12. Oktober 1965 in Höxter, Nordrhein-Westfalen
🪦 gestorben: 04. April 2014 in Banda Khel, Afghanistan

Anja Niedringhaus begann schon mit 17, für eine Lokalzeitung zu arbeiten. Bereits nach ihrem Abitur 1986 flog sie nach Indien für die Kindernothilfe. Ab ’86 studierte sie auch Germanistik, Philosophie und Journalismus, zeitgleich schrieb sie für das Göttinger Tageblatt.
1990 war sie in Berlin beim Fall der Mauer dabei, den sie auch fotografisch dokumentierte. Diese Bilder brachten ihr als erste Fotografin eine Festanstellung bei der European Pressphoto Agency ein. Es folgten zwei Jahre Fotografie in Sport und Gesellschaft, 1992 wurde sie dann in den erst kurz zuvor begonnenen Krieg in Jugoslawien geschickt. Das erste Mal unter Feuer genommen und verletzt wurde sie bei ihrem ersten Einsatz in Sarajewo, was sie dank einer kugelsicheren Weste überlebte. Es folgten Verletzungen in Belgrad, im Kosovo und im Grenzgebiet zwischen Kosovo und Albanien.
Auch die Folgen der Terroranschläge des 11. September 2001 in New York hielt sie auf Bildern fest. Daraufhin berichtete sie das erste Mal aus Afghanistan vom Sturz der Taliban. 2003 und 2004 gehörte sie zu den etwa 600 Reporter*innen, die von der Schlacht um Falludscha/Irak direkt aus dem Inneren der US-Armee berichteten. Sie erlebte die erste Angriffswelle hautnah, 60% der sie begleitenden Soldaten fielen. Sie schoss auch das wohl bekannteste Foto dieses Krieges, nämlich den damaligen US-Präsidenten George W. Bush, der zu Thanksgiving verdeckt eingeflogen worden war. Sie war die Einzige, die die Szenerie fotografiert hatte.
Für ihre Arbeit aus den Krisengebieten erhielt sie 2005 als erste deutsche Frau den Pulitzerpreis. Weiterhin fotografierte sie wichtige Sportereignisse.
Anja Niedringhaus wurde 2014 einen Tag vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan an einem Sicherheitsstützpunkt von einem Polizisten aufgrund persönlicher Motive erschossen.

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Helene Nonné-Schmidt (geb. Helene Frieda Nonne)

Helene Nonné-Schmidt, gezeichnet von Anja
Helene Nonné-Schmidt, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 08. November 1891 in Buckau (Magdeburg)
🪦 gestorben: 07. April 1976 in Darmstadt

Helene Nonné-Schmidt war die Tochter des Ingenieurs Franz Nonne und seiner Ehefrau Leokadya Koterwas. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule Magdeburg besuchte sie die Königliche Kunstschule zu Berlin, wo sie ein Examen als Zeichenlehrerin machte. Während des ersten Weltkrieges arbeitete sie als Kinderfürsorgerin. Ihr Studium setzte sie dann nach Kriegsende fort und machte das zweite Examen zur Werklehrerin. Danach arbeitete sie als Lehrerin für beide Fächer in Berlin und Magdeburg. Nach dem Besucht der Bauhaus-Ausstellung 1923 in Weimar beschloss sie, dort weiter zu studieren. Das sonst erforderliche Vorstudium wurde ihr erlassen und sie fing direkt in der Weberei-Werkstatt an. Sie lernte den Jungmeister Joost Schmidt kennen, beide heirateten 1925 und zogen mit dem Bauhaus nach Dessau. 1930 machte sie das Bauhausdiplom unter Paul Klee und Gunta Stölzl, dann arbeitete sie als Kunsterzieherin. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte ihr Mann Arbeitsverbot, sie arbeitete an Gelegenheitswerken. Nach 1945 war sie kurz in München, dann im Allgäu, bis Max Bill sie nach Ulm an die Hochschule für Gestaltung (inoffizieller Nachfolger des Bauhaus). Zusammen mit den ehemaligen Kollegen ihres inzwischen verstorbenen Mannes unterrichtete sie die Grundkurse, bis sie 1961 nach Darmstadt an den Sitz des ersten Bauhaus-Archivs zog, wo sie das Buch über ihren Mann recherchierte, das allerdings erst nach ihrem Tod erschien.

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Katharina von Oheimb (Katharina Franziska Paula Maria „Kathinka“ von Kardorff-Oheimb, geb. van Endert)

Katharina von Oheimb,
gezeichnet von Anja Schneidewind
Katharina von Oheimb,
gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 02. Januar 1879 in Neuss, NRW
🪦 gestorben: 22. März 1962 in Düsseldorf

Katharina von Kardorff-Oheimb war die Tochter des Seidenwaren- und Möbelfabrikanten Rudolf van Endert und seiner Frau Elisabeth, sie hatte acht Geschwister. Ihr Vater starb, als sie noch jung war, ihre Mutter führte das Unternehmen weiter. Sie wurde privat von Oberlehrerinnen unterrichtet, bis sie das Abitur an einem Gymnasium schrieb und bestand. Darauf folgte ein Besuch der Klosterschule der Ursulinen in Lyon. Mit ihrer Mutter und den beiden Schwestern unternahm sie Bildungsreisen durch Europa.
Katharina heiratete in ihrem Leben vier Mal, aus den ersten beiden Ehen gingen insgesamt sechs Kinder hervor.
Viel spannender ist jedoch ihre politische Karriere und das damit verbundene Engagement. Nach dem ersten Weltkrieg trat sie der Deutschen Volkspartei bei, war danach bei der Gründung des Nationalverbandes deutscher Frauen und Männer dabei, leitete Ausbildungskurse zur politischen Emanzipation von Frauen und dozierte an einer Berliner Hochschule.
Sie war für vier Jahre eine der 36 Frauen von 466 Abgeordneten im Reichstag ab 1920. Sie vertrat den Wahlkreis Magdeburg. Sie trat aus ihrer Partei aber aus, als diese sich für einen anderen als den von ihr befürworteten Kandidaten für die Reichspräsidentschaft aussprach, und trat der Wirtschaftspartei für drei Jahre bei. 1930 war sie Vorsitzende der Nationalen Arbeitergemeinschaft, 1931 Schriftführende für das Pro Palästina Komitee. In der gesamten Zeit der Weimarer Republik hatte sie einen enorm bedeutsamen politischen Salon in Berlin, wo sie Kontakte in Politik, Militär und Wirtschaft knüpfte. Zwölf Jahre während der NS-Zeit war sie politisch inaktiv, nachfolgend wurde sie kurzzeitig als Bürgermeisterin eingesetzt und trat in die Liberaldemokatische Partei ein. Außerdem war sie Vorsitzende der LDP-Frauenarbeitsgemeinschaft in Berlin.
Sie schrieb bis 1919 für die Magdeburgische Zeitung und gründete die Allgemeine Bilderzeitung.

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Annette Otterstedt (Dr. phil.)

Annette Otterstedt (Dr. phil.),
Aquarel von Heidekathrin Wittler

🎂 geboren: 23. September 1951 in Erlangen
🪦 gestorben: 06. September 2020 in Berlin

Annette Otterstedt hatte keinen leichten Start. Aufgrund einer Fahrlässigkeit ihres damaligen Kinderarztes, der eine Flasche Salpetersäure unbeaufsichtigt offen hatte stehen lassen, erlitt sie eine schwere Verätzung, die so über 20 Jahre mit Operationen und regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen begleitete. Ihre Eltern versuchten daraufhin, sie zu verstecken soweit es ging, ihr Vater weigerte sich trotz offensichtlichen Vermögens später, ihren Unterhalt zu zahlen. Allen Widrigkeiten zum Trotz studierte sie nach ihrem Abitur in Hamburg ab 1971 in Berlin sowohl Musikwissenschaft, als auch Musikethnologie und Judaistik. Ihre Promotion, die sie 1989 mit summa cum laude abschloss, schrieb sie über die Lyra Viol, ein in England erfundenes hochkomplexes Streichinstrument der Gambenfamilie (ähnlich der Violinfamilie, mit etwas verschiedener Bauweise und Haltung). Sie ließ dieses, so wie weitere ähnliche Instrumente präzise nach historischem Vorbild nachbauen und spielte sie auch leidenschaftlich gern. Annette Otterstedt brachte es zu über vierzig Jahren Konzert- und Komponistinnen-Karriere. Als Anerkennung war sie Ehrenmitglied der Viola la Gamba Societ of Great Britain. Ab 1991 arbeitete sie als Kuratorin am Musikinstrumente-Museum Berlin für Instrumente bis zum 19. Jahrhundert, exklusive der Tasteninstrumente. Sie schrieb auch Bücher über die Gambe, sowie eine Monographie.
Sie starb letztendlich an den Langfolgen der Museumsluft, die sie einmal untersuchen ließ, worauf eine bis zu 100.000-fach erhöhte Keimbelastung festgestellt wurde. Sie wurde nur 64 Jahre alt.

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Bertha Pappenheim (Dr. phil.)

🎂 geboren: 27. Februar 1859 in Wien
🪦 gestorben: 28. Mai 1936 in Frankfurt / Neu-Isenburg

Bertha Pappenheim ist auch bekannt als Anna O., die als Patientin von Sigmund Freud und Josef Breuer für den Beginn der Psychoanalyse steht. Sie litt in jungen Jahren sehr unter ihrer Psyche mit Symptomen wie Halluzinationen, aber auch körperliche Erscheinungen wie temporäre Erblindung. 

Sie hat unter ihrem richtigen Namen und nachdem es ihr psychisch besser ging, jedoch noch viel mehr geleistet. Die Jüdin war aktiv in der Frauenrechtsbewegung, gründete den jüdischen Frauenbund und leitete später ein Waisenhaus dieses Bundes. Außerdem setzt sie sich aktiv gegen die traditionelle Rolle der Frau im Judentum ein. Besonders wichtig war Pappenheim der Kampf gegen Mädchenhandel und Zwangsprostitution. Bertha Pappenheim starb nach langer und schwerer Krankheit kurz nach einem Verhör durch die Gestapo und erlebte nicht mehr mit wie viele der Kinder und Mitarbeitenden ihres Waisenhauses im Holocaust ums Leben kamen.
Sie starb letztendlich an den Langfolgen der Museumsluft, die sie einmal untersuchen ließ, worauf eine bis zu 100.000-fach erhöhte Keimbelastung festgestellt wurde. Sie wurde nur 64 Jahre alt.

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Luise F. Pusch (Frohmut Pusch)

Porträt Luise F. Pusch
Luise F. Pusch, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 14. Januar 1944 in Gütersloh

Luise Pusch studierte in Hamburg Anglistik, Lateinistik und Allgemeine Sprachwissenschaft. Sie promovierte 1972 in Anglistik und schrieb ihre Habilitation im Fach der Sprachwissenschaft. Seit 1979 ist die feministische Linguistik ihr Forschungsschwerpunkt, zu dem sie auch bis heute regelmäßig veröffentlicht.
Sie gilt als die Erfinderin der Genderpause, denn nachdem sie sich zunächst für das Entgeschlechtlichen von Bezeichnungen (bspw. die Professor) einsetzte, hatte sie den Gegenwind bereits vorausgeahnt und brachte das Binnen-I ins Gespräch (ProfessorIn). Sie hatte Lehraufträge in Hannover und Duisburg inne, sowie eine außerplanmäßige Professur an der Universität Konstanz und eine Vertretungsstelle an der Uni Münster für Frauenforschung.
Ihr Einsatz für geschlechtergerechte Sprache schlägt sich in Vorträgen, Aufsätzen und Workshops nieder. Außerdem schreibt sie auch seit 1982 ab einer Frauenchronik, und verfasste für FemBio.org (von wo auch einige der hier aufgeführten Informationen stammen) weit über 30.000 Biografien, von denen aktuell noch weniger als die Hälfte öffentlich zur Verfügung stehen.
Sie lebt mit ihrer Ehefrau zweitweise in Hannover und in Boston.

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Hilde Radusch

🎂 geboren: 6. November 1903 bei Stettin
🪦 gestorben: 2. August 1994 in Berlin

Hilde Radusch war eine Feministin, Kommunistin und Lesbe. Mit diesen Merkmalen hatte sie Probleme eine dauerhafte Arbeitsstelle zu finden und konnte nie lange als Telefonistin, bei der Post oder als KPD-Politikerin in Berlin arbeiten. Doch die zielstrebige Frau ließ sich nicht unterkriegen und hielt an ihren Überzeugungen fest. Zeit ihres Lebens setzte sie sich für Frauenrechte, Rechte von lesbischen und schwulen Menschen und gegen den Kapitalismus ein.

In der Zeit des Nationalsozialismus musste sie sich verstecken, denn als offen lesbische und kommunistische Frau wurde sie verfolgt. Durch diese Erlebnisse geprägt, stand sie auch nach dem Krieg gegen Faschismus ein und beteiligte sich viel am Wiederaufbau des Landes. Auch war sie weiterhin politisch und in der Frauen- und Lesbenbewegung aktiv.

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Vera Regitz-Zagrosek

🎂 geboren: 30. Oktober 1953 in Homburg

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Vera Regitz-Zagrosek ist eine Ärztin in der Fachrichtung Kardiologie und eine der Ersten, die sich mit der Gendermedizin befassten. Sie forschte an den unterschiedlichen Symptomen von Herzerkrankungen, den unterschiedlichen Auswirkungen von Medikamenten bei Männern und Frauen und nach der Ursache dieser Unterschiede.

Durch ihre erfolgreichen und angesehenen Studien hatte sie die Möglichkeit das „Institut für Geschlechterforschung in der Medizin“ zu gründen und leitete dies auch mehrere Jahre. Außerdem ist Vera Regitz-Zagrosek bis heute die erste und einzige Professorin für Frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt Herzkreislauf-Erkrankungen. Für ihre Errungenschaften in der Forschung ist sie vielfach ausgezeichnet, beispielsweise wurde ihr ein Ehrendoktortitel verliehen.

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Maria Reiche

Maria Reiche, gezeichnet von Franziska Scholz
Maria Reiche, gezeichnet von Franziska Scholz

🎂 geboren: 15. Mai 1903 in Dresden
🪦 gestorben: 8. Juni 1998 in Lima, Peru

Maria Reiche studierte zunächst Mathematik, Physik, Geografie, Philosophie und Pädagogik in Hamburg, mit dem Ziel, Lehrerin zu werden, als 1926 die Linien auf dem Boden von Nazca. Wegen der aufkommenden nationalsozialistischen Strömungen und dem einhergehenden Hass verließ sie Deutschland und schlug sich in Peru zunächst als Hauslehrerin und Übersetzerin durch. Dann lernte sie Professor Paul Kosok kennen, einen amerikanischen Wissenschaftler, der sie damit beauftragte, die merkwürdig geraden Linien zu untersuchen und zu vermessen. Er hielt die Muster auf dem Boden für eine Art landwirtschaftlichen Kalender.
Über vierzig Jahre verbrachte sie mit diesen Kulturstätten, vermaß sie, dokumentierte sie und ließ sich sogar an die Kufen von Hubschraubern schnallen, um die bestmöglichen Bilder machen zu können.
Sie schrieb Bücher, durch die sie, mit Unterstützung ihrer Lebensgefährtin, Wachpersonal und später auch einen Aussichtsturm finanzieren konnte. Ihr Einsatz für die Erhaltung der Bilder von Nazca mündete 1978 in den Schutz durch Peru, und 1994 auch zur Erklärung als Welterbe der Menschheit durch die UNESCO.
Als Dank erhielt Maria Reiche bis zu ihrem Lebensende freie Kost und Logis in einem Hotel in Nazca, und wurde mit Ehrendoktortiteln und der peruanischen Staatsbürgerschaft gewürdigt.

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Emily Rosa

🎂 geboren: 6. Februar 1987, Loveland, Colorado

Emily Rosa ist die jüngste Person die eine wissenschaftliche Arbeit recherchiert und publiziert hat. Diese Studie zum Thema Therapeutische Berührung (pseudowissenschaftliche Idee, dass Berührung heilen kann) sollte ursprünglich ein Projekt für eine Wissenschaftsmesse der Schule sein. Zu diesem Zeitpunkt war sie 9 Jahre alt. Mit elf Jahren führte sie eine zweite Versuchsreihe durch. Die Ergebnisse der Gesamtstudie verfasste sie dann mit Hilfe ihrer Eltern in einer wissenschaftlichen Arbeit. Elf Jahre später schloss sie ihr Studium in Psychologie ab.

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Mary Golda Ross

🎂 geboren: 9. August 1908, Park Hill, Oklahoma
🪦 gestorben: 29. April 2008, Los Altos, Kalifornien

Die Mathematikerin Mary Golda Ross war die erste Native American Ingenieurin im Weltprogramm der USA. Sie ist bekannt für ihre Arbeit im Luft- und Raumfahrtdesign.

Nach ihrem Mathematikstudium arbeitete Ross während des Zweiten Weltkriegs für Lockheed. Sie war eine der Gründungsmitglieder der geheimen Skunk Works-Abteilung von Lockheed und trug maßgeblich zur Entwicklung von Raketen- und Raumfahrttechnologien bei. Nach ihrem Ruhestand setzte sie sich für die Förderung von Bildung für die Native Americans ein und inspirierte viele junge Menschen, technische Berufe zu ergreifen.

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Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray

Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray, gezeichnet von Anja Schneidewind
Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: vermutlich 1980 in Bremen

Reyan Sahins Eltern stammen aus der Türkei und gehören einer Glaubensminderheit an, sie wanderten vor ihrer Geburt nach Deutschland ein. Sie schloss das Abitur ab und hatte bereits mit zwölf Jahren angefangen zu Rappen.
Sie studierte in Bremen Linguistik und Germanistik und schloss 2005 mit Magister ab. Ihr Institutsleiter veröffentlichte ihre Magisterarbeit „Jugendsprache anhand der Jugendkultur Hip-Hop“ in einer Anthologie. Sie promovierte 2012 mit der Arbeit „Die Bedeutung des muslimischen Kopftuchs in Deutschland“. Für die Dissertation erhielt sie 2013 den Studienpreis in der Fächergruppe Geistes. und Kulturwissenschaften.
Sie war beruflich für den WDR tätig, der nach vier Jahren Zusammenarbeit diese allerdings beendete, da Reyan einen Song veröffentlicht hatte, der nach Aussage des WDR „pornographische Inhalte“ transportieren würde – in dem Song geht es um eine fiktive Orgie mit anderen Rappern der Zeit. In den folgenden Jahren veröffentlichte sie immer wieder Texte und Songs, in denen sie andere Rapper, aber auch Popsängerinnen wie Sarah Connor beschimpfte. Es folgten ebenso kontroverse Fernsehauftritte.
2009 ließ sie eine Karrierepause verlauten, 2012 gab sie eine schwere Depression bekannt. Ihr Buch „Yalla, Feminismus“ erschien 2019 und sie wurde 2021 von der Linken in Bremen als Mitglied der 17. Bundesversammlung nominiert.

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Nikki de Saint Phalle (Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle)

Nikki de Saint Phalle, gezeichnet von Mirjam Oelze
Nikki de Saint Phalle, gezeichnet von Mirjam Oelze

🎂 geboren: 29. Oktober 1930 bei Paris
🪦 gestorben: 21. Mai 2002 in San Diego

Niki war die Tochter eines durch den Börsencrash von 1929 verarmten Bankiers, stammend aus einem alten französischen Adelsgeschlecht, und seiner amerikanischen Frau. Sie wuchs in den USA auf und besuchte neun Jahre lang die Klo

sterschule Sacré-Cœur in New York. Nach eigener Aussage wurde sie, seit sie elf war, über Jahre von ihrem Vater sexuell missbraucht. Infolgedessen wurde sie einige Monate streng psychiatrisch beaufsichtigt und gelangte so zur Kunst, sie war ihre „Erlösung“.
Jung heiratete sie heimlich ihren Jugendfreund, mit dem sie zwei Kinder hatte. Anfang der 1950er Jahre kehrte sie nach Paris zurück und machte vier Jahre später als Aktionskünstlerin auf sich aufmerksam. Sie erstellte sogenannte „Schießbilder“, Gipsreliefs mit eingearbeiteten Farbbeuteln, die während der Vernissage zerschossen wurden. Nach ihrer Scheidung 1960 folgten Happenings und Ausstellungen, und ab 1965 die ersten „Nanas“, für die sie bekannt wurde – Frauenfiguren mit üppigen Körperformen. Ein weiteres bekanntes Werk war „Hon“ (schwedisch sie), eine 29 Meter lange Skulptur, die durch die Vagina betreten wurde und in deren Inneren sich unter Anderem eine Bar befand.
Sie stellte ihre Skulpturen im MoMA in New York aus, in München, Hannover, Paris, Amsterdam und weiteren Städten.
Sie gehörte zu den Gründungs-Austellerinnen der Bundeskunsthalle in Bonn, auf dessen Dach sie teilweise begehbare Großplastiken stellen ließ.

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Rokeya Sakhawat Hossain

🎂 geboren: 9. Dezember 1880, Mithapukur Upazila, Bangladesch
🪦 gestorben: 9. Dezember 1932, Kalkutta, Indien

Rokeya Sakhawat Hossain war eine feministische Schriftstellerin in Britisch-Indien. Sie lernte von ihrem älteren Bruder Englisch und Bengalisch zu sprechen und zu schreiben.

Mit ihren Büchern, die sie auf Bengalisch verfasste, wollte sie auf die fehlende Emanzipation der Frauen in der islamischen Gesellschaft aufmerksam machen. Sie schrieb beispielsweise eine feministische Science-Fiction Geschichte, in der Männer und Frauen die Rollen tauschten.

Sie setzte sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter und Bildung für Mädchen ein, gründete eine Schule für islamische Mädchen und den Islamischen Frauenverband.

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Cicely Saunders

🎂 geboren: 22. Juni 1918, Barnet, Vereinigtes Königreich
🪦 gestorben: 14. Juli 2005, St Christopher’s Hospice, London

Cicely Saunders begann ihren Weg im medizinischen Bereich im zweiten Weltkrieg, als sie eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte, um Menschen helfen zu können. Nach Beendigung ihres abgebrochenen Studiums, Praxiserfahrung mit Krebspatient*innen und einem Medizinstudium gründete sie 1967 das St. Christopher’s Hospice in London, das erste moderne Hospiz weltweit.  Ihre Arbeit legte den Grundstein für die Palliativmedizin, die sich auf die ganzheitliche Betreuung von Patienten mit unheilbaren Krankheiten konzentriert. Saunders entwickelte das Konzept der „totalen Schmerzbehandlung“, das physische, emotionale, soziale und spirituelle Schmerzen berücksichtigt. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihren Beitrag zur Medizin und zur Verbesserung der Lebensqualität von Sterbenden.

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Gertrud Schloß

🎂 geboren: 18. Januar 1899 in Trier
🪦 gestorben: 1942 in Chełmno im KZ Kulmhof

Gertrud Schloß war eine jüdische Schriftstellerin und Journalistin. Sie kämpfte für Frauenrechte und gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus ihrer Zeit.

Ihr Werk besteht aus Romanen, Gedichtbänden, Artikeln und einem Theaterstück, in denen sie beispielsweise über Frauen, Frauenrechte und lesbische Liebe schrieb. Sie war außerdem im Internationalen Frauenkongress und der SPD-Frauenorganisation politisch aktiv. Die lesbische lebende und jüdische Frau floh im zweiten Weltkrieg nach Luxemburg, wurde jedoch deportiert und im Konzentrationslager Kulmhof ermordet.

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Eva Schulze-Knabe

Eva Schulze-Knabe, gezeichnet von Kirsten Mengewein
Eva Schulze-Knabe, gezeichnet von Kirsten Mengewein

🎂 geboren: 11. Mai 1907 in Pirna, Sachsen
🪦 gestorben: 15. Juli 1976 in Dresden

Nach einem Studium in Leipzig und danach in Dresden, trat damals noch Eva Knabe der Künstlergruppe ASSO (Assoziation revolutionärer bildender Künstler) und 1931 auch der KPD. Im gleichen Jahr heiratete sie Fritz Schulze, einen gleichgesinnten Künstler. Sie war bekannt für ihren Kampf gegen den Nationalsozialismus und versuchte zusammen mit ihrem Mann die Strukturen der KPD im Untergrund aufrecht zu erhalten. 1933 wurde sie das erste Mal verhaftet, blieb ein halbes Jahr in Gefangenschaft und wurde dann jedoch freigesprochen. 1941 jedoch flog die Gruppe auf, ihr Mann wurde im Jahr darauf hingerichtet, sie selbst erhielt lebenslänglich im Zuchthaus.
Nach ihrer Befreiung 1945 war sie Dresdner Freischaffende und beteiligte sich künstlerisch am Aufbau der DDR. Politisch setzte sie sich immer für die absolute Gleichberechtigung der Frau ein.
Ihr Werk besteht hauptsächlich aus Porträts, auch im Zuchthaus zeichnete sie sich selbst mit scharfen Gesichtszügen voller Angst und von Hunger und Krankheit geprägt. Ihre Bilder zeigen zumeist ernste, zuweilen verschlossene Personen, entgegen des sozialistischen Realismus.
Aber auch Landschaftsbilder ihrer Heimat in Sachsen malte sie häufig in expressionistischer Form.

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Betye Irene Saar (geb. Brown)

🎂 geboren: 30. Juli 1926 in Los Angeles, CA

Betye Saar war gerade 5, als ihr Vater starb und sie mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern zu den Eltern des Vaters und später nach Passadena, CA. Sie hatte schon früh eine Leidenschaft für ungewöhnliche Dinge, die sie zum Teil selbst reparierte.
Sie fing ihr Studium am Passadena City College ursprünglich mit dem Ziel an, Kunstdozentin zu werden, allerdings verwarf sie das, nachdem sie einen Kurs für Druckgrafik besucht hatte. Sie wechselte dann dank eines Stipendiums an die University of California, Los Angeles, wo sie 1947 mit dem Bachelor of Arts in Design abschloss. Folgend schrieb sie sich an mehreren kalifornischen Colleges für Kurse ein.
1952 heiratete sie den Keramikkünstler Richard Saar, aus dieser Ehe gingen drei Töchter hervor.
In ihrer Kindheit beobachtete sie die Errichtung der Watts Towers, Skulpturen skurriler Architektur, in die alle möglichen Dinge bis hin zu Maiskolben in den Beton eingearbeitet wurden. Als sie 1967 eine Ausstellung von Assemblagen des Bildhauers Joseph Cornell besuchte, fand sie ebenfalls viel Inspiration: dieser hatte gefundene Gegenstände zu Kunstwerken zusammengefügt. Sie begann selbst, Gegenstände zu collagieren und sie in Fensterrahmen und Kisten zu arrangieren. Dabei behielt sie stets das Augenmerkauf ihren kulturellen Wurzeln: afroamerikanische, irische und native american.
Zeitlebens stetzte sie sich gegen die rassistischen Darstellungen von Afroamerikaner*innen ein. Sie sammelte stereotypische Darstellungen aus der Werbung und verarbeitete diese in ihren Kunstwerken. So engagierte sie sich auch in der amerikansichen Bürgerrechtsbewegung.
Sie lebt und arbeitet bis heute in ihrem Studio in LA.

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Elke Schilling (verh. Plöger)

Elke Schilling, gezeichnet von Anja Schneidewind
Elke Schilling, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 11. November 1944 in Leipzig

Elke Schilling wuchs in der DDR auf, studierte Mathematik in Dresden und später in Berlin, wo sie mit dem Diplom abschloss. In den darauf folgenden 22 Jahren war sie tätig als Projektentwicklerin und Programmiererin in verschiedenen Rechenzentren von Ministerien, Gesundheitswesen, Industriebetrieben und in der Landwirtschaft der DDR. Nach dem Systemwechsel arbeitete sie nach kurzer Erwerbslosigkeit zwei Jahre lang als selbstständige Versicherungsfachfrau für eine große deutsche Versicherungsgesellschaft.
Sie gründete 1991 in Sachsen-Anhalt für Bündnis90/Die Grünen die AG Frauen, war bis 1994 deren Sprecherin und von 1992 bis 1994 die ostdeutsche Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauen von Bündnis90/Die Grünen. 1994 wurde sie in der Rot-Grünen Minderheitsregierung in Sachsen-Anhalt die erste Staatssekretärin für Frauenpolitik in einem ostdeutschen Bundesland. 1998 schieden die Grünen aufgrund ihres Wahlergebnisses aus dem Landtag von Sachsen-Anhalt aus. Elke Schilling verlor damit ihr Amt als Staatssekretärin. Sie arbeitete in den folgenden Jahren als freiberufliche Organisationsberaterin für Gender Mainstreaming und Diversity für Verwaltungen und Wohlfahrtsverbände.
Ab 1995 war sie für neun Jahre die ostdeutsche Vorsitzende des Vereins Frauenbrücke Ost-West. Von 2011 bis 2017 war sie Vorsitzende der Senior*innenvertretung von Berlin Mitte und begann 2014, das „Silbernetz“ aufzubauen, ein dreistufiges telefonisches Gesprächsangebot für ältere Menschen in ganz Deutschland zum „Einfach mal Reden“.

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Franziska Schutzbach

Franziska Schutzbach, gezeichnet von Anja Schneidewind
Franziska Schutzbach, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren 1978

Als Tochter einer Theaterpädagogin und eines Lehrers, die in die Schweiz auswanderten, als Franziska Schutzbach erst vier Jahre alt war, begann sie schon früh, sich politisch zu engagieren. So organisierte sie bereits 1996 einen Schulstreik mit den Themen Ökologie und atomare Abrüstung. Nach ihrem Schulabschluss hielt sie sich und ihren Sohn zunächst durch Auftritte auf Kleinkunstbühnen über Wasser. 2007 bekam sie eine Tochter und resümiert, dass sie sich die Gleichberechtigung in ihren Partnerschaften immer hart erkämpfen musste. 2008 schloss sie das Studium der Soziologie, der Medienwissenschaften und Genderstudies mit dem Magistra Artium ab. Elf Jahr später promovierte sie und war als Lehrbeauftragte an den Universitäten in Basel, Berlin und München tätig. Aktuell ist sie als Gast an der Universität in Bern.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen bei Reproduktionspolitik, Geschlechterverhältnisse, Rechtspopulismus und Antifeminismus.
In einem ihrer Texte beschäftigt sie sich mit der „Radikalisierung und Politisierung der maskulistischen Szene“, untersuchte dabei besonders jene Pick-Up Artists, die in den USA in kleinen Runden verunsicherter Männer starteten, die lernen wollte, wie man Frauen „erobert“. Mittlerweile sind solche Männer ein online wie offline weit verbreitetes Phänomen und Schutzbach dokumentierte, wie diese sich immer weiter mit der rechtspopulistischen und rechtsnationalen Szene verbanden. Außerdem beschäftige sie sich mit den Zusammenhängen von Anti-Gender-Diskursen und Rechtspopulismus.

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Amrita Sher-Gil

🎂 geboren: 30. Januar 1913 in Budapest, ehemaliges Österreich-Ungarn
🪦 gestorben: 05. Dezember 1941 in Lahore, Britisch-Indien

Aufgewachsen in einer sehr offenen, kosmopolitisch ausreichteten Familie mit großem Zusammenhalt, fiel Amrita Sher-Gils Eltern schon früh ihre malerische Begabung auf. So zog die gesamte Familie 1929 nach Paris, damit sie dort studieren konnte, unter anderem an der École des Beaux-Arts, die damals als weltberühmtest geltende Kunstakademie.
Zu Beginn ihres Schaffens malte sie vor allem Stilleben, (Selbst-)Porträts und Akte und bediente sich den zu dem Zeitpunkt angesagten Kunststilen, wie dem akademischen Realismus. Oft malte sie ihre Schwester, eine angehende Pianistin, auch in freizügigen Motiven. Dafür und für den nach außen hin offenen Umgang mit Sexualität wurde sie oft gelobt. Allerdings wirkte sie in Eigendarstellungen eher in sich gekehrt und schien mit ihrem ungarischen und indischen Erbe zu kämpfen.
Eine von den Eltern angestrebte Ehe zu einem indischen Lebemann löste sie noch vor der Hochzeit, da er sie mit Syphilis angesteckt hatte. Sie heiratete später den Cousin, der sie behandelt hatte. Mit der Unzufriedenheit in Paris ringend, sehnte sie sich trotz der Anerkennung nach Indien. Gegen den Willen des Vaters kehrte sie 1934 dahin zurück. In Indien entwickelte sich ihr Stil hin zu einem eher flächigen, mehr auf die Komposition achtenden Wesen. So verselbstständigte sie ihre Kunst, die von der Darfstellung von Frauen in alltäglichen Momenten und deren einsame, melancholische Hoffnungslosigkeit geprägt war.
Ihr so früher Tod bleibt bis heute rätselhaft, doch ihr Vermächtnis bildete die Grundlage der National Gallery of Modern Art in Neu-Delhi und ihre als nationales Kulturgut geltenden Gemälde dürfen Indien nicht verlassen.

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Hudā Schaʿrāwī (auch Hoda Shaarawy)

🎂 geboren: 23. Juni 1879 in Minya, Ägypten
🪦 gestorben: 12. Dezember 1947 in Kairo, Ägypten

Hudā Schaʿrāwī war die Tochter einer Gefüchteten und ihres Vaters Sultan Pascha, eines hohen Beamtens, und wuchs bis sie neun Jahre alt war im Harem ihrer Familie auf, bekam aber trotzdem eine grundlegende Ausbildung. Mit zwölf schon wurde sie mit ihrem Vetter verlobt und ein paar Jahre später auch verheiratet, lebte aber bis zu ihrem 21. Lebensjahr getrennt von ihm in Kairo. Wegen gesellschaftlichen und familiären Druckes lebte sie aber von da an mit ihrem Ehemann relativ harmonisch zusammen und bekam mit ihm auch zwei Kinder.
Sie organisierte Vorträge für Frauen an der Kairoer Universität und war eine Gründerin der Mabarrat Muhammed Ali – eine philanthropische Gesellschaft führender ägyptischer Frauen. Sie kümmerten sich um die Belange armer Frauen und Kinder.
Während der ägyptischen Revolution 1919 oragnisierte sie die Proteste der Oberschicht-Frauen gegen Großbritannien mit. 1920 wurde sie die Präsidentin des Wafdist Womens Central Committee der Wafd-Partei, die die Unabhängigkeit Ägyptens zum Ziel hatte.
Zwar erklärten die Briten Ägypten 1922 für unabhängig und die ägyptische Verfassung garantierte allgemeines Wahlrecht, Frauen wurden hier jedoch ausgeschlossen. Hudā Schaʿrāwī gründete darauffolgend gemeinsam mit gleichgesinnten Frauen der Oberschicht die EFU (Egyptian Feminist Union). Diese setzte sich für die allgemeine Gleichberechtigung der Frauen, insbesondere aber auch im Bildungsbereich und im Scheidungsrecht ein. Nachdem 1924 immer noch kein Wahlrecht für Frauen eingeführt und auch andere Forderungen ignoriert wurden, wandte sie sich vom WWCC ab und widmete sich bis zum Ende ihres Lebens der EFU und der von ihr mitgegründeten Arab Feminist Union.
Ehrungen stand sie stets kritisch gegenüber, da sie die Würdigung aller Frauen forderte, nicht nur derer zum Vorwand Ausgewählten.

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Ethel Smyth

Ethel Smyth, gezeichnet von Anja Schneidewind
Ethel Smyth, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 23. April 1858 in Kent, UK
🪦 gestorben: 08. Mai 1944 In Woking, UK

Ethel Smyth wuchs als eines von sieben Geschwistern auf. Sie und ihre fünf Schwestern wurden von deutsche Gouvernanten aufgezogen, von denen eine in Leipzig Musik studiert hatte – was in Ethel den Wunsch reifen ließ, ihr gleichzutun. Mit Hungerschreiks und Verweigerung der damals angemessenen Verhaltensweisen erzwang sie schließlich die Zustimmung ihrer Eltern, in Leipzig Komposition zu studieren. Dies enttäuschte sie allerdings, und so brach sie nach einem Jahr ab und ließ sich von Heinrich von Herzogenberg privat unterrichten. Sie verliebte sich in dessen Frau und begann ein Verhältnis mit ihr. In Gesellschaft der von Herzogenbergs konnte sie sich weiter im musikalischen Kreis in Leipzig ausleben und knüpfte Kontakte.
Ihr Leben lang hatte sie mit der Geringschätzung ihrer Arbeit als Frau zu kämpfen – Männer, die sich eben noch ernsthaft mit ihrem Werk beschäftigt hatten, beleidigten sie gleich nachdem sie erfahren hatten, dass ihnen das Werk einer Frau vorlag. In England wollte niemand so recht mit ihren Kompositionen zu tun haben. Ironischerweise wurde ihr später vorgeworfen, wenig weiblichen Charme einzubringen.
Zeitweise hatte sie sich, nach langem Widerstreben, in der (teilweise militanten) englischen Frauenbewegung eingesetzt. So provozierte sie zusammen mit bis zu 200 weiteren Frauen ihre Festnahme durch das Einschmeißen der Fensterscheiben des britischen Kolonialsekretariats. Sie engagierte sich bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, und danach wurde den Frauen das Wahlrecht zugesprochen.
Bis zu ihrem Tod widmete sie sich vermehrt dem Schreiben, wobei sie sich stark zu Virginia Woof hingezogen fühlte, für die sie jedoch nie mehr als eine gute Freundin war.

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Christina Thürmer-Rohr

Christina Thürmer-Rohr, gezeichnet von Anja Schneidewind
Christina Thürmer-Rohr, gezeichnet von Anja Schneidewind

🎂 geboren: 17. November 1936 in Arnswalde, heutiges Polen

Christina Thürmer-Rohr war die Tochter des lokalen Ortpfarrers, der bekennender Nationalsozialist war und freiwillig in den Krieg zog. Ihre Mutter siedelte mit ihr und ihrer Schwester zunächst nach Oettinghausen und später nach Bielefeld um. Dort machte sie ihr Abitur, wonach Christina erst Germanistik und Romanistik, und ein Jahr später Psychologie und Philosophie studierte. Sie promovierte außerdem zum Thema „Kontaktbegriff und Kontaktdiagnose“. Sie arbeitete in der psychologischen Beratungsstelle von Ludgwigshafen, als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Psychologie der TU Berlin und ab 1966 übernahm sie die Leitung der angegliederten Psychologischen Beratungsstelle.
An der TU Berlin wurde sie auch 1969 Assistenzprofessorin. Drei Jahre Später wurde sie Professorin an der Pädagogischen Hochschule Berlin am Institut für Sozialpädagogik.
Hier gründete sie auch den Studienschwerpunkt Frauenforschung, und gründete den Verein „Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e. V.“, dem sie auch vorstand. Auch außerhalb ihrer Universität engagiert sie sich für feministische und politische Bildung und für den Schutz misshandelter Frauen.
Später wechselte sie wieder an die TU Berling als Professorin im Fachbereich Erziehungswissenschaften, wo sie im Bereich Feministische Theorie, Menschenrechte und Erinnerungskultut forschte.
Sie war auch musikalisch aktiv, zeitweise in einer Rockband, später mit der Pianistin Laura Gallati, die im Laufe der Zeit ihre Lebensgefährtin wurde.

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Lydia Wahlström (Lydia Katarina Wahlström)

🎂 geboren: 28. Juni 1869 in Lundby, Schweden
🪦 gestorben: 02. Juni 1954 in Stockholm, Schweden

Lydia Wahlström war die jüngste Tochter eines Pfarrers. Da sie als Kind oft das Gefühl hatte, dass ihr Vater lieber einen Sohn gehabt hätte, bemühte sie sich immer wieder, sich wie ein Junge zu verhalten.
Lydia erwarb einen Bachelor of Arts in den Fächern Geschichte, nordischen Sprachen und Politikwissenschaften an der Universität Uppsala und promovierte 1898 als zweite Schwedin überhaupt. Ihre Dissertation handelte von Schwedens Beziehung zu Dänemark 1788-1789.
Sie gründete die erste Organisation für Studentinnen an der Universität Uppsala.
Da es nicht möglich war, als Frau Pastorin zu werden, unterrichtete sie Religion in Uppsala und forterte zeitlebens das Recht für Frauen auf geistliche Ämter.
Sie war 1902 eine der Mitbegründerinnen für den lokalen Verein für Frauenwahlrecht, welcher im darauffolgenden Jahr zur nationalen Gesellschaft für Frauenwahlrecht wurde. Lydia gehörte zu den führenden Persönlichkeiten und vertrat die Gesellschaft auch international, ihre Titel verhalfen der Bewegung dabei zu einer wissenschaftlichen Seriösität. Sie war allerdings auch offen konservativ, weswegen sie auch austrat, nachdem die Bewegung immer sozialdemokratischer wurde.
Lydia Wahlström war außerdem Schriftstellerin, sie schrieb historische Essays und größere Werke, politische Artikel und drei Romane, außerdem Werke mit spirituellem Schwerpunkt.
Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, wie königleiche Medaillen und eine Ehrenprofessur.

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Berta Waterstradt (geb. Wiener)

🎂 geboren: 09. August 1907 in Kattowitz, heutiges Polen
🪦 gestorben: 08. Mai 1990 in Ost-Berlin

Berta Waterstradt war die Tochter eines jüdischen Kaufmanns. Sie lernte den Beruf der Stenotypistin und lebte ab 1925 in Berlin. 1930 trat die dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und im Jahr daruf der KPD bei. Sie schrieb für die Parteipresse, 1933 wurde sie kurzzeitig inhaftiert. Daraufhin emigrierte sie nach Großbritannien, kehrte ein Jahr später allerdings bereits wieder zurück, um im Untergrund Widerstand zu leisten. Ihre Ehe mit einem nichtjüdischen Schlosser rettete sie vor der Deportation. 1936 erfolgte eine erneute Verhaftung und Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus. Danach lebte sie weiterhin in Berlin und musste Zwangsarbeit in den Siemens-Werken leisten.
Nach dem zweiten Weltkrieg war sie nicht unerheblich am kulturellen Wiederaufbau beteiligt, unter Anderem als Dramaturgin beim Berliner Rundfunk. Ab 1954 war sie freiberuflich als Schriftstellerin tätig. Sie schrieb vor allem Hörspiele, deren Thema die humorvolle Verarbeitung von Alltagssituationen im Nachkriegsdeutschland war. Außerdem verfasste sie die Drehbücher für die beiden Filme „Kubinke“ und „Mathilde“, deren literarische Vorbilder jeweils Georg Hermann bzw. Theodor Fontane waren.

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Liselotte Welskopf-Henrich (geb. Elisabeth Charlotte Henrich)

🎂 geboren: 15. September 1901 in München
🪦 gestorben: 16. Juni 1979 in Garmisch-Partenkirchen

Liselotte Welskopf-Henrich wurde als Tochter eines Rechsanwalts und dessen Frau geboren. Ihre Familie zog 1907 nach Stuttgart, 1913 nach Berlin, wo sie 1921 ihr Abitur machte. Sie studierte Alte Geschichte, Ökonomie, Rechtswissenschaften und Philosophie an der heutigen Humboldt-Universität in Berlin. Sie promovierte 1925 und war von da an bis 1928 Betriebsstatistikerin, danach bis 1945 Referentin beim statistischen Reichsamt Berlin. Sie nahm ab 1938 am Widerstand gegen den Nationalsozialismus teil. Von 1944 bis 1945 versteckte sie ihren späteren Ehemann Rudolf Welskopf und half KZ-Häftlingen.
Nach dem Krieg blieb sie in Ost-Berlin. Sie war in Verwaltung und Wirtschaft tätig und trat 1946 der KPD bei, wodurch sie Mitglied der SED wurde. Obwohl sie Nationalökonomin war, wurde sie wissenschaftliche Aspirantin für Alte Geschichte. Sie habilitierte sich 1959 mit der Arbeit „Die Muße als Problem im Leben und Denken der Hellenen von Homer bis Aristoteles“ – die eigentliche Arbeit mit Zitaten von Marx, Lenin, Engels und Stalin wurde erst päter unter dem Titel „Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und der griechisch-römischen Antike“ veröffentlicht, nachdem sie sich bereits vom stalinistischen Standpunkt abgewandt hatte. Sie wurde zunächst Dozentin, dann Professorin für Alte Geschichte. 1964 wurde sie als erste Frau zum ordentlichen Mitgleid der Deutschen Akademie der Wissenschaften gewählt.
Nach ihrer Emeritierung leitete sie zwei Projekte mit ungewöhnlichem Ansatz: unter Einsatz ihrer eigenen Mittel versammelte sie Wissenschaftler*innen und Forscher*innen und organisierte vier bzw. sieben Bände umfassende wissenschaftliche Werke.
Sie war die Autorin wissenschaftlich fundierter Kinderbücher über Native Americans in der DDR – von welchen sie für ihre menschliche Darstellung den Titel „Lakota-Tashina“ (= Schutzdecke der Lakota) geehrt wurde.

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